DER RECHTE RAND : Kaderfrau am Beckenrand
In der „nationalen Bewegung“ ist die junge Frau gern gesehen: In Niedersachsen ist sie im NPD-Landesvorstand und Landessprecherin des „Ring Nationaler Frauen“. Für ihre Partei tritt die gelernte Sozialassistentin Ricarda Riefling zur Bundestagswahl an – auf Listenplatz 3. Aber auch im heimischen Coppengrave (Kreis Hildesheim) genießt die 26-Jährige offenbar ein gewisses Ansehen.
„Normalität ist wieder eingekehrt“, lässt Riefling auf der Website der rechtsextremen Frauenselbsthilfegruppe „Jeanne D.“ verkünden. Vor fast genau zwei Jahren hatten ihre politischen Aktivitäten in der Gemeinde Irritation ausgelöst. Damals hatten der NDR und die taz nachgefragt, wie der TSV Coppengrave mit dem ehrenamtlichen Engagement der Kaderfrau in seiner Schwimmsportsparte umgehe. „Ricarda wird sehr geschätzt“, sagte damals der Vereinsvorsitzende Ehrhard Ziemke. Er räumte aber auch ein: Eine Debatte sei um diese Personalie nie geführt worden. Über „KZ“, so Ziemke weiter, habe Riefling nie gesprochen – ansonsten gibt sie schonmal an, es habe sie in „jedem Land“ gegeben.
Die vierfache Mutter selbnst half dem TSV schließlich aus der misslichen Lage: Sie stellte ihre Mitarbeit ein. „Um Schaden vom Verein abzuwenden“, erklärte sie: „Seitens der Nachbarn sind die Reaktionen sehr positiv, wenn auch oft hinter vorgehaltener Hand.“ Bei „Jeanne D.“ heißt es gar, der Verein distanziere sich mitnichten von seiner ehrenamtlichen Mitarbeiterin, „mehr noch, der TSV Coppengrave steht hinter Ricarda Riefling“.
Wortkarg gibt sich der jetzige Vorsitzende Siegfried Kohl am Telefon. „Nein. Sie ist nicht mehr bei uns aktiv“, antwortet er kurz. Ob Riefling aus Vereinskreisen auch Zuspruch bekomme, weil sie sich nicht der „politisch korrekten Haltung“ unterwerfe, wie es bei „Jeanne D.“ heißt, mag Kohl nicht sagen. Alles Unterstellungen? „Ja“, sagt er leise.
Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland