Kampf an der Küste

SCHIFFBAU Arbeitsplätze bei Werften sind akut bedroht. Rüstungsaufträge sollen helfen

HAMBURG taz | Mit einem Rettungsboot will die IG Metall in Bremerhaven demonstrieren, dass es fünf vor zwölf für den Erhalt der Arbeitsplätze im Schiffbau ist. Mehrere tausend Beschäftigte der norddeutschen Werften und Zulieferer gehen an diesem Donnerstag und Freitag für ihre Jobs auf die Straße.

Die Weltwirtschaftskrise hat den Schiffbau besonders hart getroffen. Zusätzlich bedroht wird die Branche von der Niedriglohnkonkurrenz in Asien und deren Subventionspraxis: China investiert weiter großzügig in seine strategische Industrie, und Südkorea hat einen Staatsfonds mit 2,3 Milliarden Euro bereitgestellt, um den heimischen Werften Schiffe abzukaufen.

Auch Deutschland hat seine Schiffbauer an Nord- und Ostsee seit 1990 mit einer Milliardensumme gefördert, und aktuell laufen allein drei Staatsprogramme mit einem Volumen von über 170 Millionen Euro, um Innovationen in der Hightech-Branche zu fördern. Dagmar Wöhrl, bayerische Maritime-Koordinatorin der Bundesregierung, versprach zudem kürzlich in Berlin, Marineaufträge vorzuziehen, um die Zeit bis 2014 und den Baubeginn der neuartigen Marathon-Fregatten „F125“ zu überbrücken.

Anlass für die klassenkämpferischen Proteste ist das regelmäßige „LeaderShip“-Treffen, bei dem die Chefs der großen europäischen Werften, die europäischen Wirtschaftsminister und Gewerkschaften mit dem deutschen EU-Industriekommissar Günter Verheugen in Bremerhaven zusammenkommen. Verheugen hat angekündigt, „neue Prioritäten“ zu setzen. Nach dem Willen der IG Metall müssen Schiffbau und Schifffahrt umweltgerechter werden. Dazu soll die Europäische Union beispielsweise Förderprogramme zur Abwrackung oder Umrüstung alter Schiffe auflegen.

EU-Kommissar Verheugen, der dem Schiffbau eine strategische Rolle für die europäische Industrie zubilligt, wird auch bei der zentralen Kundgebung der IG Metall sprechen. Weitere Aktionen sind unter anderem in Rostock Stralsund, Bremen und Kiel geplant.

HERMANNUS PFEIFFER