: „Das ist eine gute Nachricht“
Nacht acht Jahren ist das größte geplante Einkaufszentrum Duisburgs am Montagabend gestorben. Für den Dortmunder Stadtplaner Hennings ist das eine richtige Entscheidung
taz: Das zweitgrößte Einkaufsprojekt im Ruhrgebiet Multi Casa ist jetzt Geschichte. Ist das gut für das Ruhrgebiet?
Gerd Hennings: Für die Region ist das eine gute Nachricht. Das gesamte westliche Ruhrgebiet hätte unter Multi Casa gelitten. Für Duisburg ist es auch richtig, aber auch schade. Schließlich haben sie lange daran gefeilt.
Warum können sich BürgerInnen in Essen oder Dortmund über das Aus freuen?
Das Multi Casa hätte alle Nachbarschaftszentren in Mitleidenschaft gezogen. Dem ruinösen Wettbewerb zwischen den Städten wurde erst einmal ein Riegel vorgeschoben. Wenn die Städte alles durchziehen würden, was sie gerade planen, würden im Revier riesige Flächen zu Einkaufsmalls.
Der neue NRW-Infrastrukturminister Oliver Wittke (CDU) begrüßt die Entscheidung. Können die Städte von der neuen Landesregierung mehr Absprachen untereinander erwarten?
Bundesweit hat ein Umdenken eingesetzt, weg von der grünen Wiese, hin zu kleinen Stadtteilzentren. Das ist auch bei der CDU angekommen. Allerdings hat die vergangene rot-grüne Landesregierung durch ihre Einzelhandelskonzepte viel für die Regionen getan. Ich befürchte jetzt, dass diese Konzepte unter dem Begriff „Bürokratieabbau“ wieder gekippt werden könnten.
Auch das Oberverwaltungsgericht Münster hat das Einzelhandelskonzept geschwächt: Es erlaubt Oberhausen gegen den Willen der Nachbarstädte, das Centro auszubauen. Hat ein städteübergreifendes Konzept überhaupt eine Zukunft?
Natürlich, alle hoffen darauf. Die Erfahrungen im östlichen Ruhrgebiet zeigen: Wenn die Städte einmal gelernt haben, sich abzusprechen, behalten sie das bei – auch ohne Gesetze.
Früher waren die Zentren auf der grünen Wiese das Problem, jetzt sind es die Shopping-Malls in der Innenstadt. Was ist das Konzept der Zukunft?
Die Menschen wollen in der Nachbarschaft ihre Brötchen kaufen. Deswegen müssen die Städte auch in kleineren Zentren größere Flächen für zum Beispiel Aldi schaffen, damit die Discounter nicht immer an den Rand drängen. In Zukunft interessiert nicht mehr die Größe eines Einkaufszentrums, sondern sein Sortiment. Da hatte auch das Multi Casa nichts zu bieten.
INTERVIEW: ANNIKA JOERES