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Archiv-Artikel

Golden Gays wollen mehr Spaß und Freunde

Für schwule Senioren gibt es in Köln diverse Angebote. Doch das reicht nicht: Über die Hälfte der alten Schwulen lebt isoliert und hat keine Freunde. Am Sonntag führen die alten Jungs vom Freizeitclub „Golden Gays“ die CSD-Parade an

KÖLN taz ■ Wer in der Kölner Schwulenszene Männer über 50 sucht, hat nur wenig Gelegenheit sie in Kneipen zu treffen – der Jugendwahn der Gay Community hat sie vertrieben. „Mit über 40 hast du in der Szene nichts mehr zu suchen“: Laut einer Umfrage stimmt knapp ein Drittel der Schwulen dieser Aussage zu. Doch die Lage der Generation 50+ ist nicht hoffnungslos.

Die rund 10.000 schwulen Senioren in Köln können – im Gegensatz zu ihren lesbischen Altersgenossinnen – auf einige Angebote zurückgreifen. Und das tun sie rege. „Rund 2.400 Kontakte hat das RUBICON im letzen Jahr gezählt“, sagt Stefan Jüngst, Leiter des schwulen Seniorenbüros für Nordrhein-Westfalen im Kölner Beratungszentrum für Lesben und Schwule. Bei den „Golden Gays“ treffen sich zweimal im Monat bis zu 30 ältere Schwule zum Schnacken oder zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten. An der Parade zum Christopher Street Day (CSD) am Sonntag fahren sie sogar vorneweg – schließlich geht es dieses Jahr um die Lebenssituation von alten Lesben und Schwulen.

Neben dem Freizeitangebot der „Golden Gays“ haben sich in den letzen Jahren vermehrt thematische Gruppen gebildet. Seit 2003 bereitet ein Arbeitskreis das Diskussionsforum „KultCafé“ vor, das alle zwei Monate angeboten wird. Bei „apurimac-coeln“ können ältere Schwule an organisierten Film-, Theater- oder Ausstellungsbesuchen teilnehmen. Wer sich fit halten will, findet beim Sport Club Janus ein spezielles Trainings- und Wellness-Angebot. Die Gruppe „Gay&Gray Radio“ hat seit 2001 mehr als 30 Sendungen für den Bürgerfunk produziert. Kleinere Hilfen für Senioren im Alltag organisiert der „Alternative Besuchsdienst“. Das Wohnprojekt „Villa anders“ plant ein Mehr-Generationen-Haus für rund 30 Lesben und Schwule.

Doch die Angebote reichen bei weitem nicht aus. Repräsentative Studien zeigen, dass fast 50 Prozent der über 55-jährigen Schwulen isoliert leben und keinen Freundeskreis haben. „Die finanzielle Förderung eines regionalen schwulen Netzwerkes ist dringend angesagt“, so Seniorenexperte Jüngst. THOMAS SPOLERT