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Archiv-Artikel

Das US-Gesundheitssystem

Von AW

Wie sind die US-AmerikanerInnen krankenversichert?

Rund 85 Prozent der US-Bürger sind in der ein oder anderen Form versichert. Laut US-Statistikamt waren 2007 von diesen 85 Prozent rund zwei Drittel über einen Arbeitgeber versichert. Da in den USA die Krankenversicherung an den Arbeitsplatz gekoppelt ist, verloren seit Beginn der Rezession Millionen US-Amerikaner mit ihrer Arbeitsstelle auch ihren Versicherungsschutz. Staatliche Gesundheitsprogramme, insbesondere Medicare und Medicaid, versichern Rentner, Behinderte und Kriegsveteranen. Auch zahlreiche Kinder und Geringverdiener erhalten so eine Grundabsicherung.

Wer sind die Unversicherten?

Rund 46 Millionen US-AmerikanerInnen unter 65 Jahren sind im Krankheitsfall unversichert, dazu gehören auch rund 9 Millionen Menschen, die keine US-Staatsbürger sind. Keiner der existierenden Reformvorschläge sieht die Einbeziehung von Migranten ohne legalen Aufenthaltsstatus vor. Obama lehnte es am Mittwoch strikt ab, „Illegale zu versichern“.

Ein Drittel der Unversicherten sind junge Durchschnitts- und Besserverdienende. Es wird vermutet, dass die hohen Beiträge sie von einer Versicherung abhalten. Das Gros der Unversicherten sind jedoch Geringverdiener und Arme, die ihren Lebensunterhalt per McJob ohne Versicherungsschutz verdienen.

Gibt es Reformvorschläge?

Seitdem die Reformdebatte im Mai Schwung aufnahm, regnet es Vorschläge, wie ein besseres US-Gesundheitssystem aussehen soll: Grundsätzlich tendieren Progressive zu einem staatlichen Versicherungssystem, das Pro-Profit-Versicherungen ausschließt. Konservative Republikaner plädieren hingegen für eine reine Marktlösung. Inzwischen gibt es mindestens fünf Reformkonzepte, vorgelegt vom Abgeordnetenhaus, vom Gesundheitsausschuss des Senats, vom Finanzausschuss des Senats und von der Versicherungslobby. Die Kongresspläne reichen von einer staatlichen Versicherung für Arme und Geringverdiener über ein Genossenschaftsmodell ohne Regierungsbeteiligung bis hin zu einem Besteuerungsmodell für Privatversicherungen.

Was kostet es?

2,5 Billionen US-Dollar jährlich. Damit ist das US-System das teuerste und angesichts der 46 Millionen Unversicherten das ineffektivste der Welt. Seriöse Schätzungen rechnen in den kommenden zehn Jahren mit Reformkosten in Höhe von 900 Milliarden bis eine Billion Dollar. Umstritten ist, wie weit diese Summe das ohnehin gigantische US-Haushaltsdefizit vergrößern darf. Der Plan des Abgeordnetenhauses würde da mit knapp 240 Milliarden zu Buche schlagen. Der Finanzausschuss des Senats sagte am Mittwoch, dass die Reform weniger als 900 Milliarden kosten werde und diese Summe in Teilen aus der Drosselung der Kostensteigerung generiert werden könne. Obama kündigte an, kein Reformgesetz unterschreiben zu wollen, das das Defizit vergrößert. AW