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Archiv-Artikel

Vom Preisträger zum Knasti

HELDEN Vor vier Jahren wurde zum ersten Mal der Panterpreis verliehen. Zehn Preisträger und Preisträgerinnen gab es bisher. Was wurde aus den HeldInnen des Alltags?

Panterpreis 2009

Die Verleihung: Die Panterfeier findet am kommenden Samstag, dem 19. September, ab 21 Uhr in der Komischen Oper Berlin, Behrenstraße 55–57, statt.

■ Das Programm: Sechs Heldinnen und Helden des Alltags sind für den Panterpreis 2009 nominiert. Moderieren werden Jörg Thadeusz und Bettina Rust. Musik gibt es von Maren Kroymann und Band.

■ Der Eintritt: Karten können noch bis einschließlich Dienstag unter www.taz.de/panter bestellt werden. Bis kurz vor knapp gibt es die Tickets für – je nach finanziellen Möglichkeiten – 0, 10 oder 20 Euro auch im taz-Shop in der Rudi-Dutschke-Straße 23.

Beim ersten Panterpreis 2005 stimmten die LeserInnen für Helga Dieter und ihr Projekt „Ferien vom Krieg“. In 14 Jahren hat sie Ferienfreizeiten für über 20.000 Kinder und Jugendliche aus verfeindeten Krisen- und Kriegsgebieten wie Israel und Palästina oder dem Balkan organisiert. Noch immer organisiert sie jährliche Fahrten, heute geht es eher um Friedensarbeit als um Freizeit.

Die Jury stimmte vor vier Jahren für Sinan und Saithan, zwei türkische Jungs aus Berlin, die sich als Models für eine Postkartenaktion des Jugendtreffs „MaDonna Mädchenkult.Ur e.V.“ gegen Ehrenmorde und Zwangsverheiratungen zur Verfügung stellten. Nach der Preisverleihung bekamen die beiden Probleme mit ihren Eltern und haben sich mit dem Verein MaDonna überworfen. Es besteht kein Kontakt mehr.

Die LeserInnen stimmten 2006 für Sabine Ball, die sich in Dresden mit ihrem Verein Stoffwechsel e. V. für die Zukunftsperspektive Jugendlicher einsetzte. Bis zu ihrem Tod am 7. Juli dieses Jahres war die 83-Jährige fast täglich in der Dresdner Neustadt unterwegs, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Stoffwechsel e. V. hat heute vier Anlaufstellen für Jugendliche in Dresden.

Gleich zwei Jurypreise wurden 2006 vergeben. Zum einen wurde Barbara Cybard für die Gründung eines Schlecker-Betriebsrats ausgezeichnet, in dem sie bis heute arbeitet. Für ihr Engagement erhielt sie ein Jahr nach dem Panter auch das Bundesverdienstkreuz.

Der zweite Jurypreis ging an Benny Adrion, der mit seinem Verein Viva con Agua de St. Pauli für sauberes Trinkwasser für Kinder in Süd- und Mittelamerika sowie Afrika sorgt. Adrion musste Ende 2006 seine Fußballkarriere beim St. Pauli wegen ständiger Verletzungen beenden und widmet sich heute nur noch seinem Verein.

Den LeserInnerpreis erhielten 2007 Sebastian Klauder und Philipp Gliesing (siehe oben).

Die Jury stimmte für Monika Bitter, die als Berufswahlpatin HauptschülerInnen half, einen Ausbildungsplatz zu finden. Heute unterstützt sie als Jugendpflegerin im rheinland-pfälzischen Ransbach Jungen und Mädchen, die bereits aus dem Schulsystem geflogen sind, und hat im April 2009 ein Tagespflegehaus für physisch und psychisch Kranke eröffnet.

Die LeserInnen stimmten 2008 für den Bioimker Michael Grolm, der Felder von Genmais befreite. Seit gut zwei Wochen sitzt Grolm im thüringischen Suhl in Beugehaft, weil er sich weigerte, 1.000 Euro Ordnungsstrafe zu zahlen.

Die Jury wählte im vergangenen Jahr erneut zwei Preisträger aus. Mariam Notten bekam den Panter für ihr Engagement in der afghanischen Provinz Nimros, wo sie Schulen baut und Frauenprojekte fördert. Das Preisgeld floss in die Gründung einer zweiten Schule. Derzeit unterstützt sie Schulbibliotheken und richtet PC-Räume ein.

Der zweite Jurypreis ging an Julius Deutsch, der Kommunikationshilfen für Schwerstbehinderte entwickelt. Einige Menschen haben nach der Verleihung ihre Unterstützung im Verein Kommhelp e. V. angeboten. Für die Zukunft plant Deutsch die Gründung einer Stiftung und sucht neue Mitglieder, die Schwerstbehinderte regelmäßig im Umgang mit dem PC betreuen. Im Oktober erhält Julius Deutsch den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

PAUL WRUSCH