: Das Fahrrad ist weiter auf dem Vormarsch
KLIMASCHUTZ Immer mehr Deutsche wollen sich klimafreundlich fortbewegen. Sie werden aber oft im Alltag gebremst. Verbraucherzentrale fordert mehr Fahrradstellplätze und Förderung von Elektro-Velos
Berlin taz | Es muss nicht immer das Auto sein: Eine große Bereitschaft zu klimafreundlicher Mobilität zeigen deutsche VerbraucherInnen in einer Umfrage der Prognos AG im Auftrag des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv). Demnach empfänden 70 Prozent der Befragten die Fortbewegung als wichtigstes Handlungsfeld beim Klimaschutz, während 80 Prozent selber zu klimafreundlicherem Handeln bereit wären.
Zwar bewertete Gerd Billen, Vorstand des vzbv, diese Ergebnisse zunächst vorsichtig: „Es gibt immer eine große Lücke zwischen dem, was Menschen für den Klimaschutz tun wollen, und ihrem tatsächlichen Handeln.“ Dennoch deute die Umfrage auf treibende und hemmende Faktoren für die Benutzung bestimmter Verkehrsmittel hin, aus denen der vzbv Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft ableiten wolle.
Der Studie zufolge geben 35 Prozent der VerbraucherInnen an, zukünftig häufiger das Fahrrad benutzen zu wollen, 19 Prozent planen einen Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr, 31 Prozent einen häufigeren Autoverzicht. Allerdings gäbe es vor allem im Bereich des ÖPNV noch großen Verbesserungsbedarf in Organisation und Servicequalität. „Die Verbraucher klagen über unabgestimmte Verkehrsanbindungen, unübersichtliche Tarifsysteme und die Unpünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel“, erklärte Helma Dirks von der Prognos AG. Deshalb forderte Holger Krawinkel, Leiter des Fachbereichs Bauen, Energie und Umwelt des vzbv, die Optimierung des ÖPNV, zum Beispiel durch eine Evaluierung der bisherigen Finanzmittelverwendung des Bundes.
Das größte Potenzial bietet der Studie zufolge das Fahrrad. „Für über 90 Prozent der VerbraucherInnen ist das Radfahren eine umweltfreundliche, gesunde und kostengünstige Art der Fortbewegung“, sagte Dirks. Auch eine aktuelle Studie des Bundesverkehrsministeriums belege mit einem Anstieg der Fahrradnutzung von 17 Prozent in sechs Jahren die immer größere Beliebtheit des Fahrrads. Um diese Entwicklung zu bestärken, müssten Kommunen und Arbeitgeber sichere Fahrradstellplätze anbieten. „Außerdem muss die Bundesregierung Elektrofahrräder fördern“, sagte Krawinkel.
Billen fordert zwar keinen absoluten Autoverzicht: „Dennoch wollen wir an Verbraucherinnen und Verbraucher appellieren, für kurze Strecken das Fahrrad zu benutzen und beim Kauf eines Autos auf Klimafreundlichkeit zu achten.“ SARAH PREUSS