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Archiv-Artikel

Der Brioni-Anzug wird gelobt

betr.: „Es wäre Verrat, ohne Schröder als Kandidaten anzutreten“, Interview mit dem International Creative Director und Agenturchef von Scholz & Friends, Marc Schwieger, taz vom 28. 6. 05

Vielleicht ist für die SPD in erster Linie nicht Herr Schröder das Problem, sondern Leute wie Herr Schwieger und Scholz & Friends. Sie beziehen Geld über modernes „Networking“ von Leuten, die an einer demokratischen Auseinandersetzung nicht interessiert sind. Mit den finanziellen und organisatorischen Möglichkeiten ihrer Marketing-Agenturen beeinflussen sie Politiker – Hunzinger lässt grüßen – und unterdrücken mit ihrer Propaganda jede sachliche Willensbildung.

Hat sich Herr Schwieger schon mal gefragt, wer die SPD ist? Glaubwürdigkeit wird als Markeneigenschaft verkauft. Statt halbakademischer Phrasen eine eigene Position zu haben, wird als Kommunikationsproblem bezeichnet. Kraftvoll wird der Brioni-Anzug gelobt und die Geste, mit kleinen Leuten zu reden, als designerische Glanztat bezeichnet.

Leute wie Herr Schwieger haben die SPD eingesackt und deren Vertreter nicht merken lassen, dass sie an ihrer Partei vorbei zu einer Politik der ewig gestrigen Besserwisser verleitet wurden. Dies hat Herr Schröder zugelassen, wenn nicht gar betrieben. Es nützt nichts mehr Scholz & Friends zu folgen und den Brioni-Anzug gegen einen Blauen-Anton auszutauschen. Verrat wäre, weiter auf solche Worthülsenerzeuger zu hören und sich der Partei aufzunötigen.

EBERHARD RUOFF, Frankfurt am Main