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Archiv-Artikel

Der Gaza-Streifen wird zum Sperrgebiet

Israelische Soldaten bringen radikale Siedler und Gegner des Abzugs nach Ausschreitungen aus dem Küstengebiet. Ein palästinensischer Jugendlicher wird fast zu Tode geprügelt. Kämpfe zwischen Armee und libanesischer Hisbollah-Miliz

JERUSALEM ap/dpa ■ Sechs Wochen vor dem angekündigten Abzug aus dem Gaza-Streifen haben Israels Streitkräfte mit der Entfernung jüdischer Extremisten aus dem Küstengebiet begonnen. Nachdem am Mittwoch ein illegaler Außenposten geräumt wurde, evakuierten Soldaten gestern ein Hotel, das radikale Siedler aus dem Westjordanland besetzt hatten. Die Streitkräfte erklärten den ganzen Gaza-Streifen zum militärischen Sperrgebiet. Wegen „einer weiteren schweren Eskalation extremistischer Aktivitäten“ dürfe niemand mehr in das Gebiet reisen, hieß es in einem Kommuniqué.

Die Streitkräfte verwiesen in ihrer Erklärung auf Geheimdienstinformationen, dass in den kommenden Tagen weitere extremistische Gruppen in den Gaza-Streifen gehen wollten, „um ihre Freunde zu stärken und provokative Akte zu eskalieren“. Am Mittwoch waren jüdische Siedler mit Soldaten und Palästinensern zusammengestoßen. Ein wehrloser palästinensischer Jugendlicher wurde dabei fast zu Tode geprügelt.

Bilder des Vorfalls lösten in Israel eine Welle der Empörung aus. „Das macht mich außerordentlich wütend“, sagte der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon in einem Zeitungsinterview. Scharon brandmarkte die Attacke als „Akt der Barbarei, Vulgarität und Unverantwortlichkeit“. Sicherheitsminister Gideon Esra nannte den Vorfall einen „Lynchversuch“. Die Siedler hatten den Palästinenser umstellt, bewarfen ihn mit Steinen und schlugen ihn bewusstlos.

Zehn Busse mit Polizisten und Soldaten fuhren gestern vor das Hotel Palm Beach. Die Sicherheitskräfte durchsuchten Raum für Raum und schleppten etwa 150 Extremisten hinaus, wie der Militärrundfunk berichtete. Die radikalen Siedler hätten keinen gewaltsamen Widerstand geleistet. Unter ihnen war auch eine Frau mit zwei Kindern.

Im Westjordanland verschleppten militante Palästinenser nach eigenen Angaben zwei israelische Soldaten. Die beiden Männer seien versehentlich nach Nablus gefahren, teilten die zur Fatah-Bewegung gehörenden Al-Aksa-Brigaden mit. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.

Israelische Soldaten eröffneten unterdessen das Feuer auf Kämpfer der libanesischen Hisbollah-Miliz, die in den Norden Israels vorgedrungen waren. Mindestens einer der Eindringlinge sei getroffen worden, sagte Militärsprecherin Scharon Feingold. „Die Suche nach den Kämpfern ist schwierig, weil die Hisbollah in dem Gebiet Sprengfallen gelegt hat.“ Am Mittwoch war es auf den Schebaa-Höfen, dem Grenzgebiet zwischen Israel, Syrien und dem Libanon, zu Gefechten gekommen. Die Hisbollah-Kämpfer griffen drei israelische Soldaten an und töteten einen von ihnen. Die israelischen Streitkräfte feuerten daraufhin Granaten auf Stellungen der schiitischen Miliz.