: Schwarz auf Weiß
3.500 Hamburger Hauptschulabsolventen können heute ihren Namen als Form der Würdigung in der Zeitung lesen
Normalerweise gibt’s immer ein Foto. Abendkleid oder Anzug, Blumenstrauß, das Zeugnis oder gar die Stipendiumsurkunde in der Hand, daneben der Herr Studiendirektor – so blicken sie in die Kameras der Lokalpresse und am nächsten Tag heißt es: „Toll, sogar mit Bild.“ Abiturienten sind da privilegiert. Und die Lokalzeitungen haben sie gerne, die Leserbindung durch Siegerlächeln.
Nichts zu lachen haben dagegen die Hauptschüler, und das ist nichts neues: Als Sorgenkind wird ihr Schultypus gehandelt, das Image ist schlecht, die Zukunftsaussichten sind noch schlechter. In Hamburg hat man deshalb 1999 zum Beispiel das „Hamburger Hauptschulprojekt“ ins Leben gerufen, 2004 folgte der „Praxis Lerntag“, im Januar 2005 startete das Projekt „Kompro & Lernen“.
Den Anteil der in Lehrstellen vermittelten Hauptschüler habe man durch das Hauptschulprojekt auf 20 Prozent steigern können, hieß es Anfang des Jahres. Man sah es als Erfolg. Bleiben 80 Prozent, von denen manche auf der Realschule weitermachen, andere hingegen ohne alles dastehen: Im Schuljahr 2002/2003 verließen in Hamburg 18,3 Prozent die Schule ohne Abschluss.
Diese 18,3 Prozent aber werden wohl keine Rolle spielen bei der jüngsten Initiative, denn diese Aktion würdigt jene, die bestanden haben. Rund 3.500 Hauptschulabsolventen dürfen heute ihren Namen in einer Beilage des Hamburger Abendblatts lesen – in Anlehnung an die Berichterstattung über Abiturienten. Trotz Abschluss, so die Initiatoren, hätten die meisten Hauptschulabsolventen bei ihren Bewerbungen keine Chance. Mit der Aktion möchte man die Absolventen würdigen und ihnen zu Selbstbewusstsein verhelfen. Initiator und Unternehmer Axel Schultz: „Hauptschüler werden völlig unterschätzt. Dabei sind ihre Leistungsfähigkeit und ihr Einsatz für die Zukunft der Wirtschaft überlebenswichtig.“
Aber führt die Aktion auch dazu, dass die Firmen mehr Hauptschulabsolventen einstellen? Diese Frage stellt sich die Lehrer-Gewerkschaft GEW hinsichtlich der Aktion. Trotzdem: „Wir finden die Idee im Grundsatz nicht schlecht“, sagt GEW-Mann Andreas Hamm. „Man müsste die Sonderschulabgänger und die Realschüler aber sinnvoller Weise auch nennen.“ kli