: Blinder Syrer verlässt Kirchenasyl
Protest gegen Abschiebung aus Bayern und Unterstützung von Universität und Kirche offenbar erfolgreich
Ein blinder syrischer Student, der aus Bayern nach Spanien abgeschoben werden sollte, hat das Kirchenasyl in einem bayerischen Kloster verlassen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) habe Mheddin Saho mit einem Schreiben vom 14. Februar mitgeteilt, dass die Dublin-Frist abgelaufen sei und sein Asylantrag jetzt in einem deutschen Verfahren geprüft werden könne, teilte seine Patenfamilie im niederbayerischen Rottenburg am Sonntag mit. Die Abschiebung nach Spanien werde nicht weiterverfolgt.
Nach Rücksprache mit der Zentralen Ausländerbehörde in Deggendorf sei der junge Mann wieder nach Hause zurückgekehrt, hieß es. Er warte nun auf eine Aufenthaltsgenehmigung und die Anerkennung in einem deutschen Asylverfahren. Mheddin Saho (28) kämpft seit drei Jahren darum, in Deutschland bleiben zu können.
Seine Klage gegen den Abschiebebescheid war im Juli 2021 vor dem Verwaltungsgericht in Regensburg gescheitert. Der junge Mann begab sich ins Kirchenasyl. Bereits 2019 sollte Saho zum ersten Mal abgeschoben werden, als sich Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der Kirchenasylverein Matteo für ihn einsetzten. Die Freie Evangelische Kirchengemeinde Rottenburg gewährte ihm damals ein erstes Kirchenasyl.
Das Dublin-Verfahren sieht vor, dass Personen in dem Land ihren Asylantrag stellen müssen, in dem sie die EU erstmals betreten haben. Die Überstellung in dieses Land muss aber innerhalb bestimmter Fristen ab der Zustimmung zur Aufnahme erfolgen.
Der Fall des blinden Syrers hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, auch die taz berichtete. Mheddin Saho studiert an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Anglistik auf Master und entwickelt in diesem Rahmen Methoden zum Erlernen von Fremdsprachen für Sehbehinderte. Als erneut eine Abschiebung drohte, wandten sich auch 15 Professor:innen und Mitstudierende an Bundes- und Landespolitiker und forderten ein Bleiberecht für Mheddin Saho.(epd)
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