piwik no script img

Archiv-Artikel

„Längerfristige Vorteile“

Vortrag Ein Volkswirt erklärt, welche Chance die Windenergie Bremerhaven bietet

Von HMM
Sebastian Döll

■ 30, ist Volkswirt und bei der Arbeitnehmerkammer in Bremerhaven Referent für Wirtschaftspolitik.

taz: Herr Döll, ist die Windenergie die große Chance für Bremerhaven?

Sebastian Döll: Es sieht so aus. Es könnten 5.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Aber im März hat die Arbeitnehmerkammer eine Umfrage unter knapp 190 Windenergie-Betrieben im Land durchgeführt. Da haben wir auch Probleme entdeckt.

Welche sind das?

Der Bedarf an Arbeitskräften wird in der Branche viel über Leiharbeit abgedeckt, statt feste Arbeitsplätze zu schaffen. Auch investieren die Firmen kaum in die Ausbildung von Nachwuchs, obwohl ständig über Fachkräftemangel geklagt wird.

Könnte der Boom wie in der Solarbranche irgendwann enden?

Die Gefahr besteht natürlich. Aber zur Zeit haben deutsche Unternehmen noch einen deutlichen technologischen Vorsprung. China, ein Land das im der Bereich der Solarenergie zum großen Konkurrenten geworden ist, plant eigene Windparks. Somit ist es nicht so sehr auf Export aus. Und es gibt bei Windkraftanlagen viel größere Komponenten, damit sind viel höhere Transportkosten verbunden. Das wird einem Standort wie Bremerhaven längerfristige Vorteile sichern. Eine große Hürde aber ist die sogenannte Haftungsdiskussion.

Worum geht es dabei?

Ein Betrieb baut ein Windrad in die Nordsee, eine andere Firma muss den Netzanschluss sicherstellen. Wenn das nicht rechtzeitig geschieht, steht das Windrad ungenutzt herum und es gehen Gelder verloren. Solange dies nicht geklärt ist, wer in diesem Fall haftet, werden Windparkprojekte verschoben und noch keine Aufträge an Windanlagenhersteller vergeben.Interview: HMM

18 Uhr, Arbeitnehmerkammer Bremerhaven, Friedrich-Ebert-Straße 3