: Der DAAD vertraut sich selbst nicht
Akademischer Austauschdienst und Parlament räsonnieren gleichzeitig über ihre unsichere Zukunft
BERLIN taz ■ „Vertrauen Sie uns weiter“, sagt der Mann. Neben ihm sitzen 14 Mitglieder seines Kabinetts. Sie beabsichtigen nicht, ihre Ämter abzugeben. Sie wollen zurückkehren nach Neu-Delhi, Mexiko-Stadt, Paris, London, Moskau, Jakarta und so fort. Der Mann, der um Vertrauen bittet, heißt Christian Bode und ist Generalsekretär des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Jedes Jahr pfeift der DAAD die Leiter seiner Außenstellen nach Berlin. Dieses Ritual ist so eingeschliffen, dass sich jene Organisation, die Studierende von und nach Deutschland lotst, von einer Vertrauensfrage nicht aus dem Konzept bringen lässt.
Als der Kanzler im Reichstag beginnt, sagt Bode am Gendarmenmarkt trocken: „Schauen wir mal, was drüben passiert.“
Hier wie dort wird unter sich debattiert. Gäste kommen nicht zu Wort. Beim DAAD warten Journalisten 76 Minuten auf die Fragerunde; die Abgeordneten 108 Minuten auf ihre Stimmabgabe. Beide Male geht es um mangelndes Vertrauen. Schröder berichtet, wie oft Kanzler vergeblich danach suchten. Die DAAD-Frau in London erzählt, dass Toni Blair zwei Milliarden Pfund für Hochschulen ausgeben will – zusätzlich! Auch Washington und Tokio sind spendabel. „Japan ist eine technologische Supermacht“, heißt es. In Gedanken finden alle: Wir nicht! Werner Schulz ätzt im Reichstag: „Was für ein Kanzler, der das Selbstvertrauen verloren hat!“
Als jemand vom DAAD-Sekretär wissen will, was er sich von der neuen Regierung wünscht, mäandert er 7 Minuten durch die Wissenschaft. Das Bundesbildungsministerium möge bestehen bleiben, sagt er, der DAAD einen Zipfel abbekommen von der gerade vereinbarten Mittelerhöhung für Forschungseinrichtungen. „Und was haben wir noch?“ Bode denkt nach.
Ein Chinese fragt dennoch. Höflich will er wissen, ob mehr Geld für seine akademischen Landsleute zu haben sei. „Nein“, sagt Bode. „Wir werden selbst jedes Jahr weiter gekürzt.“
Schröder verliert sein Vertrauen gegen 13 Uhr. Zur gleichen Zeit zeigt Ilona Krüger-Rechmann, dass dem DAAD das so schnell nicht passieren wird. Die Chefin des DAAD in Jakarta hat hunderte Stipendien für Syiah Kuala organisiert. Das ist eine Uni in Banda Aceh; das Geld bekommen StudentInnen, denen der Tsunami die Eltern genommen hat. CHRISTIAN FÜLLER