: Wunderliches aus Köln
Meisner: Papstwahl war ein nicht verifizierbares Wunder
Die Wahl Joseph Ratzingers zum Papst wurde nicht in Rom, sondern im Himmel entschieden – in einer Art Kooperation zwischen Gott und dem fast schon seligen Johannes Paul II. Diese Interna plauderte der Kölner Kardinal Joachim Meisner am Wochenende gegenüber der Nachrichtenagentur dpa aus. Die Wahl des Deutschen auf den Vatikan-Thron war für ihn „ein Wunder“. Durch seine Fürsprache bei Gott habe der Ex-Papst die Wahl beim Konklave beeinflusst. „Wenn ein Heiliger im Himmel ist, dann ist sein Wirkungsgrad viel größer als vorher.“
Für die Seligsprechung von Johannes Paul taugt diese Feststellung jedoch nicht, muss der Kölner Geistliche dann einräumen, ein Wunder dieser Art sei in dem Verfahren „nicht verifizierbar“. Größere Chancen im Seligsprechungs-Verfahren hätten so Dinge wie Blinde wieder zum Sehen und Lahme zum Gehen zu bringen. Trotzdem stehe für ihn das Wunder von Rom „felsenfest“.
Was dem Ex-Papst zu einer Seligsprechung verhelfen könnte und nebenbei seinen Fürsprecher auf Erden beglücken würde, wäre ein Wunder von Köln: Johannes Paul II. muss in Zusammenarbeit mit Gott dafür sorgen, dass Meisners Dom Weltkulturerbe bleibt – und seinen Einfluss auf die Unesco ausbauen. Diese überlegt nämlich zurzeit, wegen der geplanten Hochhausbauten in der Umgebung dem Gotteshaus seinen Titel zu entziehen. Wenn der Ex-Papst in dieser Angelegenenheit nichts unternimmt, könnte ab 2011 die weltliche Zeche Zollverein statt des Doms millionenfach die Rückseite von Zwei-Euro-Münzen zieren – geplant ist, ab 2006 jedes Jahr eine Münze mit dem Wahrzeichen eines Bundeslandes zu drucken. Bis September hat Johannes Paul II. Zeit, seine Strippen zu ziehen. Dann will sich die Landesregierung für ein Motiv entscheiden.
Mehr Mithilfe durch den neuen Vertreter des Himmels wünscht sich Kardinal Meisner auch bei der Rechristianisierung Europas – denn der EU-Verfassung fehle die religiöse Dimension, beklagt er. Kein Wunder sei deshalb die breite Ablehnung der EU-Verfassung durch die Bürger. Der fehlende Gottesbezug in dem Vertragswerk habe zu dem Non in Frankreich und den Niederlanden geführt. Nur die Bekehrung der gottlosen Väter und Mütter der EU-Verfassung kann die Union retten. Los, Paul!
NATALIE WIESMANN