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Wenn ein Mensch alles hat, was er braucht

Berlin-

Friedrichshain

136.652 Einwohner, in den vergangenen zehn Jahren stiegen die Mieten hier um rund 60 Prozent.

Der Platz unter einer S-Bahn-Brücke in Berlin-Friedrichshain ist ein unwirtlicher Ort. Die Betonkuppel verstärkt die Geräusche der durchbrausenden Autos ins kaum Erträgliche. Es zieht. Fast kein Tageslicht.

Doch der Platz unter einer S-Bahn-Brücke ist auch ein Schutzort. Für Menschen, denen der Winter in Berlin noch weniger bietet als das. Auf meinem Weg nach Hause fahre ich mit dem Rad an zweien vorbei, die das wohl so sehen müssen, eingemummelt in Schlafsäcke und Decken, etwas Habe um sich verteilt. Dem einen strecke ich gedankenlos einen Geldschein entgegen. Er zuckt zusammen und zieht reflexhaft die Arme schützend über den Kopf. Ich weiß, worauf das verweist: auf die wiederholte Erfahrung gewaltsamer Angriffe, hier in seinem Schutzraum. Ich entschuldige mich.

An einem anderen Nachmittag frage ich den zweiten Mann, ob er noch etwas braucht für den heutigen Tag. „Nein danke“, sagt er. Er habe alles. Etwas Warmes zu trinken. Und etwas Kaltes auch. Er lächelt, und wir reden noch über das Wetter und seinen guten Schlafsack. „Bis minus 10 Grad geht es.“ Ich verschiebe meine Wahrnehmung ein Stück. Manuela Heim

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