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Archiv-Artikel

CSD in seinen besten Jahren

Gestern feierten 750.000 Schwule und Lesben den Christopher Street Day in Köln. Das Motto: „Lebenslang Liebenswürdig“. Der CSD nahm sich diesmal der Probleme Homosexueller im Alter an

AUS KÖLN CORNELIA LAUFER UND SEBASTIAN SEDLMAYR

Bei Sonnenschein und heißen Temperaturen kamen gestern etwa 750.000 Besucher nach Köln, um die schwul-lesbische Parade zum Christopher Street Day (CSD) zu säumen und in den Straßen der Stadt zu feiern. Etwa 40.000 Schwule, Lesben und weitere „sexuelle Minderheiten“ machten als Teilnehmer im Zug auf ihre Rechte aufmerksam. Mit dem Motto „lebenslang liebens:würdig“ leisteten die Veranstalter in diesem Jahr speziell für ältere Homosexuelle Lobbyarbeit. Zahlreiche schwule und lesbische SeniorInnen nahmen die Gelegenheit wahr und zeigten sich auf den rund 120 Wagen und im Publikum. Ralf Wandelt, Vorstand des Kölner Lesben und Schwulentags KLuST und Parade-Organisator, sagte: „Bei der Parade geht es darum, unsere Freiheit zu feiern und zu zeigen, wie wir leben möchten.“

Der Zug startete erst eine Stunde später als geplant. Angeführt wurde er vom Kölner Beratungszentrum Rubicon. „Wir strecken dem Alter die Zunge raus“ und „Wir lassen uns nicht in das Leitbild ewiger Jugend pressen“ waren die Slogans, die das Fußvolk hinter dem Rubicon-Wagen schwenkte. Auf Transparenten forderten TeilnehmerInnen „gleiche Steuern und Renten“ für Homosexuelle. Auch das Thema „lesbische Mütter“ wurde aufgegriffen: Mit Trillerpfeifen und Regenbogenfahnen ausgestattet, marschierten einige von ihnen mit ihren Kindern im Zug.

Als Festredner wurde für den Nachmittag Außenminister Joschka Fischer (Grüne) erwartet. Sein Parteikollege, der grüne Kölner Bundestagsabgeordnete Volker Beck, hatte den Auftritt nach Angaben des KLuST vermittelt. Als rechtspolitischer Sprecher seiner Fraktion macht sich Beck für die vollständige Gleichstellung von Ehe und Eingetragener Lebenspartnerschaft stark. Von diesen Einlagen abgesehen, war der CSD jedoch wie bereits in den Vorjahren weniger eine politische Demonstration, denn ein buntes Sehen und Gesehenwerden mit Blumenketten und Intimschmuck neben Bratwurst- und Bierbuden. Zahlreiche Besucher, darunter auch viele bekennende Heterosexuelle, kamen trotz der Hitze in schwarzem Lack und Leder. Besonders beliebte Kostüme waren außerdem Schottenröcke, die ohne Unterwäsche getragen wurden oder hinternfreie Lederhosen. Auch Männer in Dirndl, Damen in Lederhosen und heißblütige Flamenco-Transvestiten buhlten um das ausgefallenste Outfit der großen schrillen Parade in der Homo-Hochburg am Rhein.