Feuerberg-Cocktail

Neue Vorwürfe wegen Psycho-Tropfen: Nicht mal die Amtsvormünder informierten sich über Nebenwirkungen

Eine neue Senatsanfrage der GAL-Fraktion bringt pikante Details zur Psychoparmaka-Vergabe im geschlossenen Jugendheim in der Feuerbergstraße ans Licht. So hatten bei vier der Jugendlichen, die Neuroleptika erhielten, nicht die Eltern, sondern Vormünder des „Familieninterventionsteams“ (FIT) das Gesundheitssorgerecht. Doch keiner von ihnen hatte sich vorab beim Arzt über Wirkung und Nebenwirkung von „Truxal“ und „Risperdan“ informiert.

Wie berichtet, schlug die „Neue Richtervereinigung“ am 30. Mai Alarm und erklärte, dass bei diesen Neuroleptika angesichts der starken Nebenwirkungen „Alternativen“ geprüft werden müssten. Doch Gespräche zwischen Facharzt und FIT-Vormündern, räumt der Senat nun ein, fanden erst am 2. Juni statt. „Ein solches Vorgehen ist unerhört“, sagt GAL-Politikerin Christiane Blömeke. Die Jugendlichen könnten verlangen, dass „erst nach sorgfältiger Abwägung“ über die Vergabe starker Medikamente entschieden werde. Fünf der Jungen hatten die Psycho-Tropfen im Heim erstmalig bekommen. Der SPD-Politiker Thomas Böwer spricht vom „Feuerbergstraßen-Cocktail“.

Die Medikamente standen bis Ende Januar offen im Heim herum. Erst dann wurden sie verschlossen, wie Leiter Wolfgang Weiland kürzlich nach der Begehung des Heims im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss (PUA) erklärte.

Im Bericht der taz über diese Begehung hatte sich am Wochenende ein Fehler eingeschlichen. Nicht SPD und GAL, sondern die CDU hatte von einer „starken Belastung“ der Jungen durch die Presse gesprochen und die Teilnahme von Medienvertretern ganz untersagt. Richtig dargestellt war, dass CDU-Senatorin Birgit Schnieber-Jastram dies noch im Januar 2004 anders gesehen und Film- und Fotojournalisten in das bewohnte Haus eingeladen hatte. Kaija Kutter