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Archiv-Artikel

Versöhnlich und bissig

Ausstellung Die Cartoons und „Witzbildchen“ von taz-Zeichner TOM und dem prämierten Cartoonisten NEL bringen in der Bremer Bürgerschaft noch bis Mitte August Besucher und Abgeordnete zum Lachen

TOM und NEL

Thomas Körner alias TOM ist 1960 in Baden-Württemberg geboren, hat Politik studiert und lebt in Berlin. Das Zeichnen von Cartoons hat er sich selbst beigebracht.

Ian Cozacu alias NEL, 1953 in Rumänien geboren, hat industrielle Formgestaltung studiert. Er ist freischaffender Cartoonist und Buchillustrator in Erlangen und bekam vergangenes Jahr den deutschen Karikaturenpreis.

Die große, runde, nach unten gebogene Nase der Figuren und den manchmal dümmlichen Gesichtsausdruck – das kennen die taz-Leser von TOMs „Touché“-Reihe auf der „Wahrheitsseite“. Nun sind die Arbeiten von TOM, der vollständig Thomas Körner heißt, mit denen des Cartoonisten Ion Cozacu alias NEL bis zum 15. August in der Bremer Bürgerschaft zu sehen.

TOM greift seit mehr als zwanzig Jahren in seinen sogenannten „Witzbildchen“ alltägliche und klischeehafte Situationen auf. Jemand möchte sich das Rauchen abgewöhnen, die Familie sitzt beim Mittagessen oder zwei Kinder unterhalten sich im Freibad: „Ein Köpper vom Zehner zerstört Gehirnzellen. -Warum machen manche es dann trotzdem? - Das gehört zur Bademeister Ausbildung.“ Die Geschichten sind zeitlos, können vor zehn Jahren oder in zehn Jahren spielen. Mit präzisem, weichem Strich zeichnet TOM seine stilisierten Charaktere und fügt mit gleicher Linie seine Texte ein.

Ausgestellt sind über 60 originale unkolorierte Entwurfs-Zeichnungen. Unter den schwarzen endgültigen Cartoons schimmern hellblaue Linien vom Entwurf durch. Die Zeichnungen wirken neben den ebenfalls ausgestellten 15 kolorierten und gedruckten Einzelbildern viel lebendiger. TOM ist nur wenig gesellschaftskritisch, auf sympathische Art, nicht von oben herab und irgendwie versöhnlich. Man hat das Gefühl, man schmunzelt mit den Charakteren.

NEL hingegen karikiert in seinen Bildern das politische und gesellschaftliche Alltagsgeschehen viel bissiger. Er mischt sich ein: beim Dioxinskandal, Atommülllager oder dem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche. Von ihm hängen in der Ausstellung nur DIN A4 große Einzelbilder. NELs Personen haben lange, hakige Nasen, gucken fast immer mürrisch oder ernst. Selten findet man lachende Charaktere und wenn, dann hat das nichts mit Freundlichkeit tun: Überheblich lacht etwa ein dicker Geschäftsmann sein schmächtiges Gegenüber aus.

NEL geht härter als TOM mit den Menschen und Themen ins Gericht. Er bringt den Inhalt scheinbar mühelos auf den Punkt, und der Betrachter muss fast zwangsläufig über Politiker, Banker oder Soldaten lachen.

Die Umsetzung der Cartoons, die stilistischen Mittel, Zeichenstil und Farbauswahl beider Zeichner passen gut zusammen. Sie benutzen gedeckte, keine knalligen Farben und bringen mit „Aktuellem“ den Betrachter zum Schmunzeln. Die Inhalte jedoch sind sehr unterschiedlich.

Vor vier Jahren beschloss die Bremer Bürgerschaft erstmals, dass sich Karikatur-Ausstellungen im Parlaments-Gebäude gut machen würden. Seitdem gibt es wechselnde Ausstellungen, die von Caricatura, einer Galerie für komische Kunst in Kassel, kuratiert werden. „Ich habe schon einige Abgeordnete schallend lachen gehört, und es ist unbestritten, dass es zu unserem Haus passt“, sagt Horst Monsees, Pressesprecher der Bürgerschaft.

Damit hat er recht. Es ist eine Ausstellung, die Spaß macht und diesem „trockenen“ Ort Humor verleiht. HELENA MÖLLER