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Archiv-Artikel

Einfach dreist: zuckersüßer Kindertee von Hipp

ERNÄHRUNG Verbraucherschützer vergeben Negativ-Preis für Werbelügen. Hersteller wehrt ab

Von SVE

BERLIN taz | Wasser, Zucker, Traubenzucker – das sind die mengenmäßig größten Zutaten des Kindertees von Hipp, für den das Unternehmen gestern die Negativ-Auszeichnung „Goldener Windbeutel“ bekommen hat. Die Verbraucherrechtsorganisation Foodwatch zeichnet damit seit vier Jahren die dreisteste „Werbelüge des Jahres“ aus.

Bei dem Tee handelt es sich um ein Konzentrat, das in drei Geschmacksrichtungen angeboten wird. Nach Anweisung mit Wasser aufgegossen, enthält der fertige Tee knapp 4 Prozent Zucker. Zwar weist der Hersteller auf der Packung darauf hin, dass der Tee Karies verursachen kann, wenn er andauernd aus einer Nuckelflasche getrunken wird. Die Verbraucherschützer kritisieren dennoch, dass Hipp das Produkt mit den Worten „für Kinder ab dem 12. Monat“ bewirbt. „Eltern ein solches Produkt für Kleinkinder zu empfehlen ist unverantwortlich“, sagt Oliver Huizinga von Foodwatch.

„Wir sind uns keiner Werbelüge bewusst“, hält Hipp-Sprecherin Sandra Hohenlohe dagegen. Der Zuckergehalt sei auf dem Etikett angegeben, dazu komme die Altersempfehlung. Man habe sich daher entschieden, den Preis nicht anzunehmen.

Dennoch: Ab Dezember soll der Tee so nicht mehr in den Regalen stehen. „Das gesamte Tee-Konzept wird seit zwei Jahren überarbeitet“, sagt Hohenlohe. Foodwatch vermutet dagegen eine Reaktion auf die Kritik der Verbraucher: Tatsächlich hat Hipp erst am 15. Mai mitgeteilt, dass die Rezeptur des beanstandeten Tees überarbeitet werden soll – die E-Mail-Aktion an den Hersteller begann laut der Organisation am 9. Mai. Wie genau die Rezeptur verändert werden soll, will das Unternehmen noch nicht verraten. Bei anderen Tees verwendet Hipp statt Zucker nun den Austauschstoff Isomaltose.

An der Onlineabstimmung über die fünf nominierten Produkte beteiligten sich knapp 130.000 Verbraucher. Auf dem zweiten Platz landete eine Hackfleischzubereitung von Netto, die zu einem Drittel Wasser, Weizeneiweiß und Mehl enthält. Platz drei belegt die laut Werbung den Cholesterinspiegel senkende Margarine „Becel proactiv“. Auf Platz vier wählten die Verbraucher das Bier „Clausthaler Classic“ von Radeberger, das als alkoholfrei beworben wird, aber laut Foodwatch 0,45 Prozent Alkohol enthält. Auf den fünften Platz kam ein weiterer Tee – „Landlust Mirabelle & Birne“ von Teekanne, laut den Verbraucherschützern ein aromatisierter Früchtetee. Frühere Preisträger waren etwa die Milchschnitte von Ferrero und der Joghurt Actimel, Danone. SVE