: Ökoflieger made in US
Technologie der Zukunft? US-Firma absolviert Testflüge mit einem wasserstoffbetriebenen Flugzeug erfolgreich
BERLIN taz ■ Ein klimafreundliches Flugzeug? Was wie ein Widerspruch in sich klingt, könnte bald Realität werden. Einem BBC-Bericht zufolge hat das kalifornische Unternehmen AeroVironment eine Maschine mit Wasserstoffantrieb entwickelt, die gerade ihre ersten Testflüge erfolgreich absolviert hat. Das „Global Observer“ genannte, unbemannte Flugzeug blieb zweimal länger als eine Stunde in der Luft.
Die Maschine ähnelt optisch einem Segler. Sie hat eine Spannweite von 15 Metern, einen schmalen Rumpf und ausgeprägte Heckflossen. Angetrieben wird sie über acht Propeller an der Vorderseite der Flügel, die ihre Energie über die Verbrennung von Wasserstoff aus den Tanks und Sauerstoff aus der Luft zu Wasser beziehen.
Auch in Europa wird an so genannten Cyroplanes gebastelt – unter der Leitung der EADS-Tochter Airbus. Denn gegenüber dem herkömmlichen Flugzeugtreibstoff Kerosin bietet Wasserstoff einige Vorteile: Er liefert bei gleichem Gewicht dreimal so viel Energie und produziert keinerlei Kohlendioxid und kaum Stickoxide – ein absolutes Plus in der Klimadebatte.
Nach Angaben der Klimaschutzorganisation IPCC trägt der Flugverkehr derzeit schon 3,5 Prozent zu der von Menschen verursachten globalen Erwärmung bei.
Auch sicherheitstechnisch dürfte Wasserstoff dem Kerosin ebenbürtig oder sogar überlegen sein. Wasserstoff steigt schnell nach oben auf. Wenn ein Tank Feuer fangen würde, wäre ein Flammenteppich auf dem Flugfeld unwahrscheinlich.
Trotzdem gibt es noch viele Probleme – die AeroVironment nun teilweise gelöst zu haben scheint. Unter anderem das Volumen des Wasserstoffs, das auch dann noch viermal größer ist als das von Kerosin, wenn er auf minus 253 Grad Celsius heruntergekühlt wird. Der „Global Observer“ soll laut AeroVironment-Direktor Alex Hill eine Tankkapazität haben, die ihn bei kompletter Füllung 24 Stunden in der Luft halten könnte.
Eine entscheidende Frage, die die Realisierungschancen einer Serienfertigung bestimmen dürfte, ist noch nicht beantwortet: Cyroplanes produzieren rund 2,6-mal mehr Wasser als kerosinbetriebene Flugzeuge. Das sorgt für mehr Kondensstreifen – die wiederum einen Treibhauseffekt haben. Allerdings ist der Wasserdampf hinter wasserstoffbetriebenen Flugzeugen dünner als bei konventionellen. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt erforscht derzeit die Auswirkungen. BEATE WILLMS