piwik no script img

Archiv-Artikel

local shortcuts

8. Wendland Shorts – Kurzfilmfestival vom 22. - 24. Juni

Das Bauernhofensemble Salderatzen bei Lüchow ist ein passender Ort für ein feines kleines Festival. Im Wettbewerb um den den „Goldenen Storch“ gibt es 12 längere Kurzfilme zu sehen. Das Besondere: Wer hier teilnehmen möchte, muss seinen Film selbst vorstellen. Interessant für Studierende der Filmhochschulen mit ihren Abschlussfilmen. Die sind um die 20 Minuten lang und auf Professionalität bedacht. In der Jury der „Wendland Shorts“ sitzen Mitarbeitende von Filmförderungsanstalten und der Programmabteilung eines Senders. Eine gute Gelegenheit für junge Filmschaffende, sich um eine Finanzierung zu bewerben – in vielen der Kurzfilme ist eine Idee für einen Spielfilm angelegt. Die vorgestellten Filme erzählen in der Regel ganz klassisch eine Geschichte, ohne allzu Experimentelles. Zum Beispiel im Wettbewerb:

I Have A Boat Deutschland 2011, R: Nathan Nill

Piet fährt mit zwei Anderen, älteren Jungs, auf einem Krabbenkutter in Fedderwardersiel. Seine Versuche Sabine in der Fischereigenossenschaft anzusprechen, tragen nicht weit. Keine Verabredung nirgends. Im Gespräch mit drei Touristinnen kommt er auf eine gute Idee: „I have a boat!“ Schöne Bilder – wer würde nicht gerne mal auf einem Kutter mitfahren. Leider sind die Krabbenfischer wortkarger, als es das Klischee erlaubt und Piet so tapsig, dass er an Hein Blöd aus den Käptn Blaubär-Geschichten erinnert.

Auf der Bühne gibt’s nach den Vorführungen noch etwas, was sonst eher nicht öffentlich stattfindet: das „Pitching“. JedeR Filmschaffende hat die Gelegenheit, vor Publikum und Jury eine neue Filmidee vorzustellen. Außerdem laufen zwei Programme außerhalb des Wettbewerbs. Dort zu sehen:

Next Floor Kanada 2008, R: Denis Villeneuve

Eine illustre Runde feister Gestalten frisst Berge von Fleisch in sich hinein. Angewiderte AristrokratInnen? Zum Zerplatzen zwingende Zustände? Grenzenlos generierte Gesellschaftskritik? Der Film erklärt nichts. Ganze essfertige Tiere werden gebracht, mit Köpfen: ein Nashorn, ein Waschbär... Immer archaischer geht es zu im feinen Kreis, der Fußboden bricht durch. Next Floor ruft der Chefkellner, das Personal eilt ein Stock tiefer, wo das Gelage weitergeht.In Cannes prämiert als Bester Kurzfilm.

Beige Deutschland 2011, R: Sylvie Hohlbaum

Die toughe Protagonistin wirkt wie aus einer Bar im angesagten Latte-Viertel entsprungen und macht sich Gedanken, warum ihr Vater in Rente nur noch Beige trägt. Landomas marschieren als beiger Block übern grünen Elbdeich – ein starkes Bild. Leider ist der Film wie eine Dokusoap gemacht, verwischt die Grenze zwischen investigativer Befragung und Inszenierung: hier die lebendige vollurbane reifere Jugend, St. Pauli und so, dort die uniformen stillsteifen RentnerInnen. Und: es ist ein ausschließend deutscher Film - migrantische Ältere gibt es in „Beige“ nicht.

Gaston Kirsche Fr – So, Herrenhaus Salderatzen, Salderatzen Nr. 3, Waddeweitz. Infos: www.wendland-shorts.de