: Formel 1 und das Boxenluder der BayernLB
KORRUPTION Schmiergelder, Steuerhinterziehung: Das Geständnis eines ehemaligen Bankmanagers zeigt, mit welchen Methoden Bernie Ecclestone Herrscher im millionenschweren Rennzirkus wurde
MÜNCHEN dpa/dapd/taz | Der Prozess ist auch eine Ohrfeige für Bernie Ecclestone: Gerhard Gribkowsky, ehemaliger Manager der von Skandalen erschütterten Bank BayernLB, hat offenbar Schmiergelder des Formel-1-Chefs erhalten. Gribkowsky schilderte vor dem Münchner Landgericht detailliert, wie er die Rechte an der Formel 1 an die Ecclestone genehme Gesellschaft CVC Capital Partners verkaufte. Gribkowsky, ehemals Risikoverstand der BayernLB, ist wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung angeklagt.
Die Geschichte geht zurück bis auf das Jahr 2000, als das Medienunternehmen EM.TV in die Formel 1 einstieg. EM.TV ging pleite, die Kirch-Gruppe übernahm die Anteile und ging ebenfalls pleite. Auf einmal war die BayernLB als Kirchs Kreditgeber im Besitz von Rechten an der Formel 1 – und Banker Gribkowsky fand sich in der Rolle des Motorsport-Verantwortlichen wieder. In der Formel 1 tobte damals ein Machtkampf zwischen dem PS-Zaren Ecclestone und den Autokonzernen, wer künftig die Macht im Rennzirkus haben sollte. Die BayernLB entschied den Kampf, weil sie ihre Anteile an eine CVC-Tochter verkaufte, an der Ecclestone beteiligt ist.
Gribkowsky gab nun zu, dass mit Ecclestone einen lukrativen Beratervertrag ausgehandelt zu haben. Dafür habe er 44 Millionen Dollar bekommen. Mit diesem Geld habe er in Österreich eine Stiftung gegründet und das Geld nicht versteuert.
Der Angeklagte berichtete von mehreren Treffen mit Ecclestone und Vertrauten des Formel-1-Bosses. Bei einem ersten Gespräch zu einem möglichen Verkauf der Formel 1 mit Ecclestone im Mai 2005 habe ihm der Brite deutlich gemacht, dass er das Sagen habe. „Wenn du mir ins Handwerk pfuscht, werde ich dir zeigen, wie es läuft“, habe Ecclestone ihm gesagt. Ecclestones habe stets die „absolute Schlüsselgewalt“ gehabt. „Wenn du mir hilfst, die Formel 1 zu kaufen, beschäftige ich dich als Berater“, soll Ecclestone Gribkowsky versprochen haben. Nach zahlreichen weiteren Treffen und Verhandlungen sei die Rennserie schließlich an CVC verkauft worden. Danach habe er sich mit Ecclestone auf einen Beratervertrag geeinigt.
Seit seiner Verhaftung im Januar 2011 hatte sich Gribkowsky nicht zu den Vorwürfen geäußert. Der Richter erklärte, Gribkowsky habe auch nach einem Geständnis mit einer Haftstrafe von sieben Jahren und zehn Monaten bis neun Jahren zu rechnen. Das Urteil wurde nach Redaktionsschluss gesprochen.