piwik no script img

Wenn Anarchie als Werbegag herhalten muss

Hannover-Linden

Circa 43.000 Einwohner­Innen.

Das renitente Arbeiterstädt­chen Linden musste sich 1920 wider­strebend eingemeinden lassen. Heute gilt es als migrantisch und studen­tisch geprägtes Ausgehviertel – mit rasant steigenden Preisen.

Die behelfsmäßig geflickten Scheiben der kürzlich eröffneten „Pizza Punks“ glänzen in Silber-chrom. Darüber eine rosa Neonreklame mit einem A im Kreis in der Mitte. An der Hausfassade daneben prangt ein Kolossal-Graffito als Werbung, eingerahmt von sexistisch überzeichneten Figuren. Innen ein alter Rollladen, mit einem Graffito der 1UP-Crew als Deko. „Don’t forget to eat your lunch and make some trouble“ steht über dem Holzofen. „Anarcho-Stil als Marketingidee“, titelte die Lokalzeitung. Dem Inhaber gehört ganz unpunkig eine erfolgreiche Burgerkette.

Einigen scheint der Ausverkauf eines rebellischen Images nicht zu schmecken. Noch vor Eröffnung zierte die Fenster eine Solidaritätsbekundung für den Köpi Wagenplatz in Berlin. Neueste Eskalation ist ein Glasbruch. Zumindest Dienstagabend stand daraufhin eine Kamera im Fenster, die, vermutlich nicht ganz legal, auf den Gehweg gerichtet war.

Wer wohl den längeren Atem haben wird? Zumindest gibt es hier nun für 7,50 Euro die teuerste Pizza Margherita im Viertel – für manche angeblich mit Alt-Punk-Rabatt.

Michael Trammer

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen