: O weia, O weia, Hybrid legt keine Eier
EINTAGS-KÜKEN Niedersachsens Agrarminister findet Vergasen keine zeitgemäße Lösung mehr
GERT LINDEMANN (CDU)
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) tritt für ein Umdenken bei der Hühnerzucht ein. Beeindruckt von einem Bio-Hof in Uelzen mahnte er an, die derzeit in der Zucht übliche Spezialisierung auf Legeleistung oder Fleischertrag zu überdenken. Man bräuchte „multifunktionale Tiere“, so Lindemann.
Auf dem besuchten Hof werden neben Legehybriden auch deren männliche Geschwister-Vögel groß gezogen. Diese Praxis wird von Biolandhöfen wie dem Kudammhof bei Celle oder dem von Lindemann besichtigten Demeter-zertifizierten Bauckhof bei Uelzen seit Jahren geübt.
Bei industriellen Betrieben ist sie allerdings als unökonomisch verpönt: Männliche Legehybride legen keine Eier. Vor allem im Ökobereich werde daher „die Zucht von Zweinutzungs-Rassen angestrebt“, erläuterte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Eckehard Niemann. Die Hühner würden dann zwar etwas weniger Eier legen, die Hähne aber „eine halbwegs befriedigende Mastleistung erbringen“, so Niemann weiter.
Bislang gelten Hähne in industriellen Legehennen-Betrieben als unzumutbar. Folge: Züchter – weltgrößter ist die Cuxhavener Firma Lohmann Tierzucht (LTZ) – lassen die männlichen Tiere direkt nach dem Schlüpfen von so genannten Chickensexern identifizieren. Sie gelten als „überzählige Eintagsküken“ und sind laut EU-Richtlinie 93/119/EG „so schnell wie möglich zu töten“. Das geschieht wahlweise „mittels eines Apparats, der mit schnell rotierenden, mechanisch angetriebenen Messern oder Schaumstoffnoppen ausgestattet ist“. Oder die Tiere werden einer „Atmosphäre mit höchstmöglicher Kohlendioxidkonzentration“ ausgesetzt. Die vergasten Küken finden nicht selten als Tierfutter in Zoos Verwendung.
Lindemann erläuterte, dass LTZ derzeit zwar weiter mit Gaskammern arbeite, stellte indes eine „tierschutzgerechte Lösung“ für 2013 in Aussicht. Dabei erschien ihm die auf dem Biohof in Augenschein genommene Strategie vielversprechend. „Das könnte eine interessante Alternative zum Vergasen sein“, so Lindemann. BES
(mit Material von dpa)