: Hannover reaktiviert Notunterkunft
Ein baufälliges Schulzentrum am Rand der Landeshauptstadt diente drei Jahre lang als Unterkunft für Geflüchtete.In der Coronazeit war es ein Aufenthaltsort für Obdachlose. Nun sollen dort wieder Geflüchtete untergebracht werden
Von Nadine Conti
Das alte Schulzentrum am Rande des hannoverschen Stadtteils Ahlem hätte längst abgerissen sein sollen. Es ist einer dieser Betonklötze aus den 70er-Jahren, die kaum noch jemand will. Es wurde aufgegeben, als die demographische Entwicklung nach stetig sinkenden Schülerzahlen aussah. Mittlerweile wäre eine Sanierung wohl teurer als ein Neubau. Aber auch die Lage ist ungünstig, sagen Schulplaner. Als Notnagel für soziale Problemlagen aller Art taugt der Komplex allerdings wohl noch.
Schon von 2014 bis 2017 richtete die Stadt dort eine Notunterkunft für bis zu 200 Geflüchtete ein. Im vergangenen Winter diente der Bau als Tagesaufenthalt für Obdachlose, weil deren Anlaufstellen in der City wegen der Hygieneauflagen nicht mehr genug Leute fassten.
Seit Ende September sollen wieder Geflüchtete dort unterkommen, zunächst vorwiegend aus Afghanistan. Für die Aufnahme von Ortskräften hatte sich Innenminister Boris Pistorius (SPD) stark gemacht. Einzelne Evakuierungsflüge landeten im niedersächsischen Wunstorf, von dort wurden die Menschen auf die Landesaufnahmestellen verteilt, die sie wiederum in die aufnehmenden Kommunen weiterschicken.
Hannover erwartet insgesamt 1.589 neu zugewiesene Flüchtlinge im Verlauf der nächsten zwölf Monate. Bis zu 160 Menschen will die Landeshauptstadt vorübergehend in der Notunterkunft Ahlem unterbringen.
Der Flüchtlingsrat in Niedersachsen fordert schon lange, Schluss mit der Unterbringung in lagerähnlichen Massenunterkünften zu machen. Aber angesichts der schwierigen Wohnungsmarktlage und der kurzfristigen Zuweisungen ist das kaum möglich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen