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Archiv-Artikel

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Betterplace.org vermittelt Spender an Hilfsprojekte – und wird bei Nachfragen plötzlich wortkarg

Bernd Kundrun verlor Anfang des Jahres seinen Posten als Vorstandsvorsitzenden des Zeitschriftenverlags Gruner + Jahr und hat seitdem viel Zeit für seine soziale Ader. Dabei war er auf den bis dahin unbekannten Till Behnke aufmerksam geworden, der seinen alten Job bei einer Finanzierungsberatung an den Nagel gehängt hatte und nun mit einem neuen Konzept die Welt verbessern wollte. Kundrun machte von seinem Privatvermögen eine Millionen Euro locker und steckte sie in die Betterplace-Stiftung.

Betterplace.org ist ein Online-Portal, das Spendenbedürftige und -willige zusammenführt. Seit dem Start im Frühjahr 2008 wurden nach eigenen Angaben rund 950.000 Euro an Projekte weitergeleitet. Hilfe für Aids-Waisen in Uganda oder ein Rentnerehepaar im Libanon, das bei einem Brand seine Wohnung verlor. Jeder kann mitmachen – für die Seriosität der Hilfsprojekte steht das Portal nicht ein. Allerdings kann jeder die Projekte bewerten. Wer auf der Rangliste nach oben rutschen möchte, braucht tolle Webeinträge, Fotos und Videos.

„Ich war fasziniert von den Geschichten der Hilfsbedürftigen“, erklärte Kundrun bei einer Veranstaltung. „Die müssen doch an die Öffentlichkeit gebracht werden.“ Die Stiftung wird zum Jahreswechsel in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft (gAG) umgewandelt. Bei einer gAG erhalten die Aktionäre keine Dividenden, der Gewinn bleibt für gemeinnützige Zwecke.

Betterplace wird finanziert durch die betterplace Solutions GmbH, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft, die großen Unternehmen gegen Bezahlung empfiehlt, wie sie mit Geldspenden an Hilfsprojekte ihr Image aufpolieren können. Das ist nicht neu – wird nun aber mit Web 2.0 kombiniert. Die Unternehmen bekommen einen Link, den sie etwa an ihre Kunden schicken können: Auf der Seite findet sich das unterstützte Projekt inklusive Spendensumme. Damit alle über die Wohltaten Bescheid wissen.

Betterplace pocht zwar auf Transparenz, aber das gilt offenbar nicht, wenn es um das eigene Geschäftsmodell geht. Wieviel Geld aus der GmbH in die Stiftung fließt, wie viel Gehalt die Mitarbeiter bekommen – solche Fragen will Sprecher Moritz Eckert nicht beantworten. Und auch Kundrun mag doch nicht darüber sprechen, ob es am Ende nicht vielleicht nur um Gewinne geht, gepaart mit persönlicher Geltungssucht. Das vereinbarte Interview sagt er ab. Zumindest darf man erfahren, dass auch seine Frau sich engagiert – für die Drogentherapiehilfe. Dafür hat Kundrun natürlich schon gespendet. KATHARINA FINKE