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Archiv-Artikel

„Zerschlagene Strukturen“

Der Bremer Sport soll Millionen sparen. Als besonders verheerend könnte sich die Hausmeisterregelung erweisen

Von HB

bremen taz ■ 165.000 SportlerInnen sind empört – und das sind nur die organisierten unter den bewegungsorientierten BremerInnen. Grund ist die geplante Kürzung des Sporthaushalts (bislang knapp zehn Millionen Euro) im Doppelhaushalt 2006/07, die „die Existenz der Clubs bedrohen“, wie Ingelore Rosenkötter erklärt. Die Leichtatlethin sitzt dem Bremer Landessportbund (LSB) vor, der größten „Personenvereinigung“ im Land Bremen.

Natürlich müsse auch der Sport angesichts der allgemeinen Notlage seinen Sparbeitrag leisten. Wenn man dabei jedoch keine Perspektiven entwickle, sondern schlicht kürze, sei die vorhandene Vereins-Infrastruktur in fünf bis zehn Jahren „an vielen Stellen zerschlagen“. Dabei leistet Sport, wie Rosenkötter betont, unverzichtbare Beiträge unter anderem zu Gewaltprävention und Gesundheitsvorsorge. Schon jetzt gebe es vor allem in sozial benachteiligten Stadtteilen Austritte, weil Mitgliedsbeiträge nicht mehr aufgebracht werden könnten. Vor diesem Hintergrund sei es unmöglich, die drohenden Mehrbelastungen an die Vereine „durchzureichen“.

Konkret soll der Übungsleiterzuschuss um 300.000 Euro gekürzt werden, die Toto-Lotto-Mittel, aus denen bisher Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen finanziert wurden, sogar um 1,83 Millionen Euro. Ein besonders dickes Kostenei versteckt sich in der von Bildungssenator Willi Lemke geforderten Umverteilung der Hausmeister-Finanzierung: Bei der Nutzung von Schulturnhallen sollen deren Stellen anteilig von Vereinen mitgetragen werden. Der LSB beziffert die so entstehenden Kosten auf rund vier Millionen Euro. Entsprechend aufgeladen war die Stimmung bei zwei großen Informationsveranstaltungen, auf denen der LSB die VertreterInnen seiner 450 Mitgliedsvereine über die Senatspläne informierte. Rosenkötter: „Es wird auch über Hallenbesetzungen nachgedacht.“

Zum selben Themenkomplex, aber in gänzlich anderer Stimmung, wurde gestern im Gobelinzimmer des Rathauses getagt: Ernst-Dieter Kreft erhielt von Bürgermeister Henning Scherf das Bundesverdienstkreuz am Bande. Kreft, Vorsitzender des Bremer Paddelsportvereins „Störtebecker“ engagiert sich seit über 50 Jahren ehrenamtlich als Übungsleiter, Kampfrichter, Kassen-, Jugend-, Pressewart und Schatzmeister. HB