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Archiv-Artikel

SPD erwartet wenig

Die GenossInnen glauben selbst nicht, erneut 9 der 12 Berliner Bundestags-Direktmandate holen zu können

Die Berliner SPD übt sich in neuer Bescheidenheit. Als die GenossInnen gestern ihre 12 DirektkandidatInnen für die Bundestagswahl präsentierten, da hielt sich der Landesvorsitzende Michael Müller mit großen Erwartungen zurück. Er gehe nicht davon aus, dass seine Partei den Coup bei den Bundestagswahlen 2002 wiederholen könne, als die SPD 9 der 12 Direktmandate errang. „Das wird dieses Mal sehr schwer, der Wind bläst uns stark ins Gesicht“, so Müller.

Bislang sagen die Prognosen der CDU einen Sieg in sieben der neun Wahlkreise voraus, die bisher von SPDlerInnen vertreten werden. Nur in Mitte und Pankow liegen laut den Demoskopen bis jetzt SPD-Kandidaten vorn, Jörg-Otto Spiller und Wolfgang Thierse. Trotzdem gab sich der Landesvorsitzende selbstbewusst: „Wir kämpfen in ganz Berlin und sind in vielen Bezirken optimistisch, ein gutes Ergebnis einzufahren.“

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hielt sich mit Prognosen für den Wahlausgang zurück. Wohl zu Recht: Als die zwei SPD-Kandidatinnen und zehn Kandidaten gestern am Brandenburger Tor zusammenkamen, wusste auch Thierse noch nicht, dass Schulz wenig später seine Kandidatur im Bezirk Pankow bekannt geben würde (siehe auch Interview oben). Und auch der PDS-Direktkandidat in seinem Wahlkreis, der Partei- und Fraktionschef Stefan Liebich, ist in Thierses Augen „ein ernst zu nehmender Gegner“. Vor drei Jahren hatten die SozialdemokratInnen in Berlin 39 Prozent der – für die DirektkandidatInnen wichtigen – Erststimmen und 36,6 Prozent der Zweitstimmen geholt. MATTHIAS LOHRE