: Wenn man auf dem Fallturm ins Grübeln gerät
Bremen-Findorff,
25.500 Einwohner.
Auf Plattdeutsch Findörp. Die Bürgerweide dort ist Schauplatz vom Bremer Freimarkt, ein Rummel, den es immerhin bereits seit 1035 gibt.
Einsteigen, einsteigen! Der Turm ist erst zweimal umgekippt!“, tönt die überspitzt-fröhliche Stimme der Sprecherin aus den riesigen Lautsprechern.
Wir stehen nervös an der Kasse des Fallturms auf dem Bremer Freimarkt. Hinter der gelangweilten Kassiererin in der Kabine sitzen zwei junge Frauen und sehen sehr unglücklich aus. Ich frage mich, wer sie sind und was sie dort tun.
Lachende Jugendliche steigen aus, jetzt sind wir dran. Da sagt die Sprecherin: „Kennt ihr Bielefeld? Da hab ich zwei Jahre gelebt, im Frauenhaus. Die schönsten Jahre meines Lebens. Bis mich mein Mann wiedergefunden hat, jetzt bin ich wieder hier. Ja, man kann auch mit der Realität scherzen.“
Hoch oben über Bremen ist es still und dunkel. Wenn ich mich hinabzuschauen traue, sehe ich den wahren Freimarkt: helle Passagen, beleuchtet von bunten Fassaden. Dazwischen eine dunkle und enge Wagenstadt.
Wer sind diese Menschen wirklich, die wir nur als Teil der Attraktionen erleben? Was wissen wir von ihnen?
Dann rast die Gondel hinab und ich muss schreien. Paul Petsche
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen