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Archiv-Artikel

Gut, dass sie darüber reden

Die Piraten stellen die Existenzfrage

von Bert Schulz

Kann es schlimmer kommen? Der einstige Landeschef der Piraten ruft dazu auf, die eigene Partei nicht mehr zu wählen. Viel zu wenig hätten die Parlamentsneulinge erreicht, findet Gerhard Anger. Einige Parteikollegen stimmen ihm – zumindest teilweise – zu. Das klingt nach Auflösungserscheinungen, nach Zoff, nach tiefer Frustration. Und nach einer Steilvorlage für die Medien. Doch ist es das auch?

Die Piraten haben in den Monaten nach ihrem fast schon triumphalen Einzug ins Abgeordnetenhaus genügend Erfahrungen mit scharfen Attacken und kommunikativen Eigentoren gemacht: Parteitage liefen chaotisch ab, ein Mitglied äußerte dubiose NSDAP-Anspielungen, viele Zeitungen sparten nicht mit Häme. Erstaunlicherweise haben die Piraten all das bisher weitgehend unbeschadet überstanden.

Angriffe entschärfen

Das liegt daran, dass sie Vorwürfe konsequent aufgreifen müssen, weil diese so offen innerhalb der Partei kommuniziert werden – anstatt zu versuchen, sie unter den Tisch zu kehren. Diese Umgangsform nimmt vielen Angriffen die Schärfe und reduziert sie auf inhaltliche Aspekte. Davon profitieren die Piraten.

Das könnte in diesem Fall ähnlich sein: Denn die Frage nach den Erfolgen stellt sich natürlich. Ebenso natürlich ist, dass viele Ziele nicht erreicht wurden – wie auch, nach gerade mal neun Monaten im Abgeordnetenhaus?! Parlamentarismus, noch dazu in der Opposition, ist kein Expresszug. Das ist eine Erfahrung, die auch die Grünen in ihrer Anfangsphase schmerzhaft machen mussten. Die Ex-Ökos verschlissen Personal en masse – und doch gibt es sie noch.

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