: Ärmste rutschen durchs Beratungsnetz
Hilfen für schwer vermittelbare Arbeitslose soll künftig nicht mehr das Amt für Soziale Dienste bewilligen
bremen taz ■ Soll die Bremer Arbeitsgemeinschaft für Integration und Soziales (Bagis) die Hilfen für Obdachlose, Drogenabhängige und Straffällig bewilligen? Oder soll dies weiterhin das Amt für Soziale Dienste leisten? Das sind die Fragen mit denen sich das Gutachten des Sozialwissenschaftlers Volker Busch-Geertsema beschäftigt, das er im Auftrag verschiedener Beratungsstellen angefertigt hat. Sein Schluss: Wohnungslose, Straffällige und Drogenkranke bedürften besonderer Hilfen, die sie von der Bagis nicht ausreichend bekämen.
Hintergrund: Menschen, die mindestens drei Stunden am Tag arbeiten können, werden von der Bagis betreut, die den Leuten psycho-soziale Hilfen bewilligen soll, die noch in der Verantwortung des Amtes für Soziale Dienste liegen. Das sind Sozial- und Suchtberatungen oder Hilfen bei der Wohnungssuche. „Bisher ist alles in der Hand des Amtes, und das soll auch so bleiben“, fordert Berthold Reetz vom Verein für Innere Mission in Bremen. Er sieht wie Volker Busch-Geertsema die Gefahr, dass die „besondere Klientel“ von einer Behörde zur anderen geschickt werden könnte. „Die Bagis sagt, dass der Mensch nicht in Arbeit zu vermitteln sei, deshalb stünden ihm keine Hilfen zu. Beim Amt sagt man ihm, dass er arbeitsfähig sei und gibt ihm deswegen keine Unterstützung“, so Busch-Geertsema. Die Wohlfahrtsverbände fürchten, dass es Probleme geben könnte wie bei der Schuldnerberatung, die die Bagis vom Amt zu Jahresbeginn übernommen hat. Seitdem sind die Beratungen massiv zurückgegangen, viele Beratungsstellen vom Aus bedroht.
„Wir ermitteln, wo wir das Tempo noch erhöhen müssen“, nennt das Wilfried Wojke von der Bagis. Es gebe keine Kürzungen im Etat, erklärt der Abteilungsleiter Soziales im Ressort, Karl Bronke. Die Bagis verfüge über qualifizierte Mitarbeiter, die die Beratungen bewilligen könnten. Es mache Sinn, die Kompetenzen dort zu bündeln, weil die Menschen dort auch ihr Geld bekämen, so Ressortmann Bronke. Dennoch sei zunächst daran gedacht, nur die Beratung für Kinderbetreuung in die Bagis zu verlegen. Weitere Änderungen könnten nach der Bundestagswahl folgen. ky