„Wie ein Abenteuer“

VORTRAG Eine Meeresbiologin erzählt von der Einsamkeit bei der Forschung im russischen Eis

■ 43, ist als Meeresbiologin am Alfred-Wegener-Institut für Langzeitdaten zuständig und arbeitet auf Helgoland.

taz: Frau Kraberg, um Plankton zu erforschen reisen Sie extra ins russische Eis?

Alexandra Kraberg: Genau. In der Region des Lena-Deltas ist das besonders wenig erforscht, im Bereich des Permafrosts. Durch die generelle Erwärmung beginnt der gefrorene Boden zu tauen, es kommt zu Küstenerosionen. Uns interessiert, was sich verändert. Die ganze Chemie und Physik kann sich verändern.

Was hat das für Auswirkungen?

Wenn es taut, verteilen sich das Wasser und die Stoffe, die im Boden waren. Es werden mehr Nährstoffe eingetragen für das Wachstum von Plankton. Das wiederum ist Futter für Kleinkrebse und Fische. Es kann also sein, dass sich daraufhin bestimmte Arten besonders gut entwickeln und der Effekt sich aufs gesamte Nahrungsnetz fortsetzt.

Gilt das auch für andere Regionen?

Was die Ökologie angeht, erforschen wir Sachverhalte, Nahrungsnetz-Verschiebungen, die auch in anderen Bereichen diskutiert werden. Der erste Schritt ist, dass wir herausfinden, welches Plankton es dort gibt und wer wen frisst. Es ist eine ähnliche Forschung, wie in der Nordsee.

Und warum sprechen Sie über Schiffe ?

Ich erzähle auch, wie Forschung dort abläuft. Das Lena-Delta ist sehr entlegen und näher an China als an Europa. Man muss improvisieren, alle Geräte mitnehmen. Wir haben dort in Kooperation mit unseren russischen Kollegen mit acht Leuten auf zwei Schiffen gearbeitet und währenddessen niemanden gesehen. Es ist ein bisschen wie ein Abenteuer.  Interview: JPB

11 Uhr, Haus der Wissenschaft