: Rangerückt
Großstädte und Kuhdörfer, Szenebars und Dorfdiskos, Villen und Plattenbauten: Wir machen einen neuen Regionalteil und nennen ihn „stadtland“
Von Andrea Maestro
Berlin war bisher ganz schön weit weg. Gefühlt noch etwas weiter als die 297 Straßenkilometer zwischen den Redaktionen in der Berliner Friedrichstraße und der Stresemannstraße in Hamburg. Klar wird in der Hauptstadt der größte Teil dieser Zeitung produziert und die Kolleg*innen sind toll – aber so ist das eben auf einem Außenposten. Die taz nord hat über die Jahre ihr eigenes Leben entwickelt. Eigene Arbeitsabläufe, eigene Konferenzen, ein eingeschworenes Team und einen ganz eigenen Blick auf die Welt.
Ab dem 9. Oktober aber rückt Berlin ein Stück näher. An diesem Tag erscheint die erste Ausgabe des neuen „stadtland“-Buchs der taz. Die Redaktionen taz nord und taz berlin arbeiten daran künftig zusammen. Acht neue Seiten, die sich, wie schon der Titel verrät, um das Leben auf dem Dorf und in der Stadt drehen. Um das Verhältnis von Metropole und plattem Land. Um Menschen, die dort leben, und Themen, die für uns alle relevant sind.
Die größte Neuerung ist wohl, dass dieses neue Buch bundesweit erscheint. Leser:innen in ganz Deutschland können darin beim Sonntagsfrühstück schmökern. Warum sollte es Menschen in Rheinland-Pfalz nicht interessieren, wenn wir darüber berichten, dass auf dem Grund der Ostsee Munitionsreste vor sich hin rotten? Da wollen sie schließlich in den Sommerferien baden. Oder wenn wir einen Wochenendschwerpunkt darüber machen, dass die Versorgung mit Schwangerschaftsabbrüchen auf dem platten Land in Niedersachsen miserabel ist? Da geht es um Grundrechte von Frauen. Es geht ums Prinzip.
In unserer neuen Wochenendausgabe, die auch mal über die ursprünglichen Berichtsgebiete, über den Tellerrand hinausblicken kann, wird manches bleiben, wie Sie es kennen und schätzen. Der Schwerpunkt, in dem wir uns auf mehreren Seiten intensiv einem Thema widmen, oder das doppelseitige, biografische Interview aus dem Berlin-Teil zum Beispiel.
Andere Formate haben wir neu entwickelt – und in den Kreativrunden dazu auch unsere „neuen“ Kolleg*innen schon ein bisschen besser kennengelernt. Während der Pandemie war das nicht ganz leicht. Der gemeinsame Pizza-Abend steht noch aus. Aber arbeiten können wir schon mal miteinander – und diskutieren.
Denn klar ist ja: So ein Prozess ist nicht nur leicht. Wir verändern uns, trennen uns von Dingen, die uns jahrelang viel Spaß gemacht haben – und Ihnen hoffentlich auch. Wir ringen um Plätze, wollen die Themen, für die wir brennen, unterbringen. Raum haben, um politische Besonderheiten zu erklären. Das neue „stadtland“-Buch wird davon profitieren.
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