Märchen aus einer Nacht

Wie der VfB Lübeck beinahe einen arabischen Sponsor fand, die Sache richtig stellte und trotzdem fein raus ist

Es war endlich einmal eine gute Nachricht für Lübeck. Wenn schon nicht für die Stadt, so doch für den Fußballverein, der Pech hatte in einer Saison, an deren Ende 400.000 Euro in der Kasse fehlten. Erst hatte sich kein Sponsor gefunden für den VfB Lübeck, dann, in der Rückrunde, trugen die Spieler das Holstentor auf der Brust, das Sinnbild der Lübecker Bewerbung zur Kulturhauptstadt.

Die Bewerbung scheiterte, genauso wie der Aufstieg des Vereins in die zweite Liga, doch es kam Rettung von unerwarteter Seite: „Araber steigen als Sponsoren ein“, meldeten diese Woche die Lübecker Nachrichten. „Es ist eine märchenhafte Geschichte wie aus ‚Tausendundeiner Nacht‘ – aber sie ist wahr“, jubelte die Zeitung und berichtet von einem „arabischen Konsortium“, das von der nächsten Saison an beim VfB als Hauptsponsor auftreten wolle. Dem VfB würde das 250.000 Euro bringen.

Die Nachricht wurde sofort von der Agentur dpa verbreitet, und ganz falsch war sie auch nicht. Die Zahlen stimmen, und es gibt auch das Konsortium namens Hydropolis, das, wie die Lübecker Nachrichten schrieben, in Dubai am Persischen Golf das erste Unterwasserhotel der Welt bauen will: „Ein gigantisches Bauprojekt“ auf 10.000 Quadratmetern, Ballsaal mit Panorama-Fenstern inklusive.

Der Glanz einer Welt von märchenhaftem Reichtum fiel so auf das kleine Lübeck: Vielleicht könnte der VfB in Zukunft sein Trainingslager am Persischen Golf abhalten, was ganz anders klingt als Schneverdingen in der Heide. Und vielleicht würde die Mannschaft gar durch ein, zwei Nationalspieler aus Dubai verstärkt werden?

So schossen die Träume ins Kraut, bis der VfB Lübeck am nächsten Tag die Sache richtig stellte. Das Konsortium sei nicht arabisch, die Investoren kämen hauptsächlich aus Europa und Amerika, zitierte der Verein den „Executive Chairman“ des Konsortiums, den Architekten Joachim Hauser. Hauser soll zwar tatsächlich in Dubai wohnen, das Unterwasserhotel aber sei, so ließ er versichern, „ein rein deutsches Produkt“.

Nun bleibt das Geld das gleiche, ob es von arabischer Seite kommt oder von einem europäisch-amerikanischen Konsortium. Doch ohne die Scheichs, die im Hintergrund die Fäden ziehen, ist die Geschichte nur halb so gut. Geld ist eben doch nicht alles. wie