Folge sechs: Tennis

Im Fußball ist die reizvollste Art des spontanen Betrugs die Schwalbe. Wie aber lässt sich in anderen Sportarten spontan betrügen? Was springt dabei heraus und wie fällt die Strafe aus, wenn der Betrug auffliegt? Diesen Fragen widmet sich die taz.nord an dieser Stelle, solange die Fußball-Regionalliga pausiert.

Verschweigen, dass der Ball aus war? Eine cleverere Möglichkeit zum Schummeln beim Tennis steht im Wimbledon-Museum – die „Fischerpatsche“ von Hobbyhandwerker Werner Fischer. Die Tafel daneben spricht von einer der größten Erfindungen im Tennis – trotzdem ist der Schläger längst aus dem Spiel verschwunden. Seine Geschichte beginnt 1972 in einer Gartenlaube: Fischer, selbst begeisterter Tennisspieler, experimentiert mit der Bespannung seines Schlägers. Zwei Schichten längst und eine quer – diese Kombination bringt den Durchbruch. Zwar wird der Ball dadurch in der Luft etwas langsamer, bekommt aber beim Absprung vom Boden einen ganz neuen Drall.

In seinem Heimatverein, dem TC Grün-Weiß Vilsbiburg, lassen sich mehrere Spieler diese Besaitung aufziehen, mit durchschlagendem Erfolg: Die Mannschaft steigt in die Bundesliga auf, ganz ohne überragende Spieler. Es ist die Fischerpatsche, die die Klassenunterschiede aufhebt, was sich auch international herumspricht. Immer mehr Mittelklassespieler lassen ihre Schläger in der bayerischen Provinz besaiten. Doch kurz bevor die Tenniswelt auf den Kopf gestellt werden kann, verbietet der internationale Tennisverband die Bespannung.

Fischer entgeht eine Menge Geld. Er spricht von einer Verschwörung der Topathleten und ihrer Sponsoren. Dank ihrer blicken wir einem Favoritensieg beim bis Samstag laufenden ATP Tennis-Turnier in Braunschweig entgegen. BIG