Einträge und Toleranz

NACHSCHLAGEN Das neue „Kindlers Literatur Lexikon“ im Test (2)

Thomas Kapielski fehlt. Er steht nicht im neuen „Kindlers Literatur Lexikon“. Noch einmal die Schreibweise überprüft – nein, der Schriftsteller, dessen Buch wir heute besprechen, steht wirklich nicht drin. Hm. Wollen mal so sagen: Es wäre natürlich ganz wunderbar gewesen, wenn er dringestanden hätte, und es wäre auch ein Ausweis von überragender Auskunftstiefe bei der aktuellen deutschsprachigen Literatur gewesen. Schade. Aber vielleicht wird der so seltsame wie lustige Herr Kapielski ja bald in eine der jährlichen Aktualisierungen aufgenommen. Der Vorteil der Internetausgabe ist schließlich die leichte Erweiterbarkeit.

Aber mal prinzipiell gefragt: Wie gut ist das Lexikon bei der aktuellsten deutschsprachigen Literatur? Hier die Autoren, die dieses Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises standen und wie oft sie im KLL vorkommen: Brigitte Kronauer umfassend mit sechs Einträgen von den frühen Erzählungen bis zum Roman „Errötende Mörder“. Ernst-Wilhelm Händler mit zwei Einträgen. Reinhard Jirgl nur mit einem Eintrag zum erzählerischen Werk. Wolf Haas immerhin mit einem zusammenfassenden Eintrag zu den Brenner-Romanen. Terézia Mora mit einem Eintrag. Aber nun: Sibylle Berg, Mirko Bonné, Thomas Glavinic, Anna Katharina Hahn, Rainer Merkel, Angelika Overath, Norbert Scheuer, Kathrin Schmidt, Clemens J. Setz, Peter Stamm, Thomas Stangl, Stephan Thome, David Wagner, Norbert Zähringer tauchen gar nicht auf.

Dafür gibt es bei Herta Müller fünf Einträge. Aber man findet sie nur, wenn man die Schreibweise genau kennt. Eine Hertha Müller – mit h – kommt gar nicht vor. Die Suchmaske kennt keine Fehlertoleranz. DRK

(wird fortgesetzt)