LESERINNENBRIEFE
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Gläubige am Pranger

■ betr.: „Wer nicht isst, ist Salafist“, taz.nord vom 29. 6. 12

Nur weil es in diesem Land Menschen gibt, die noch an einen Gott glauben und dies merkbar tun, heißt das noch nicht, dass sie alle gefährliche, bedrohliche Terroristen sind. Nur weil die meisten von uns ihren Glauben verloren haben, muss man nicht die an den Pranger stellen,die ihren noch haben. Die Angst vor allem Unbekannten war immer schon Auslöser für Hass auf alles Unbekannte.

Wir machen unsere Islamisten selber. Die Salafisten finden Gehör, weil viele junge Muslime hier im Land die Ablehnungswelle spüren. Jeden Tag und überall. Warum wundern wir uns eigentlich? Ich wundere mich, dass immer noch Menschen einwandern wollen. Wir sollten ihnen sagen, dass sie hier nicht freundlich aufgenommen werden. Integration geht anders. NICOLA SAUL, Borkum

Erstaunlicher Umkehrschluss

■ betr.: „und heute? … werden Männer beraten“, taz.nord vom 22. 6. 12

Eine „Bestandsaufnahme spezialisierter Beratungsangebote beziehungsweise spezialisierter Beratungsstellen für Menschen, die von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend betroffen sind“, kommt im Februar 2012 zu dem Ergebnis, dass es in Deutschland sieben spezialisierte Beratungsstellen für Männer gibt, die in ihrer Kindheit und Jugend sexuell missbraucht wurden – mit dem Modellprojekt in Kiel, über das die taz kurz berichtete, sind es nun wenige acht. Der Umkehrschluss, es gebe „Notfallberatungen und telefone für Frauen wie Sand am Meer“ – so die taz – erstaunt dann aber doch!

Kommt doch die genannte Bestandsaufnahmen gleichsam zu dem Ergebnis, dass insbesondere im ländlichen Raum und in den neuen Bundesländern entsprechende Beratungsangebote auch für betroffene Frauen zu wenig bis gar nicht vorhanden sind. Und wissen doch die Mitarbeiterinnen der Frauennotrufe und beratungsstellen bundesweit von steigenden Beratungsanfragen bei sinkenden Ressourcen zu berichten. SIGRID BÜRNER, Frauenberatungs- und Fachstelle bei sexueller Gewalt, Kiel