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Archiv-Artikel

Das Sozialprojekt „14a“

Am Heinrichplatz haben sich verschiedene soziale Projekte als Kollektiv organisiert, um Menschen in Not zu beraten oder einfach nur gute Tipps für den Behördendschungel zu geben

Sozialladen „14a“

Die Beratungszeiten in der „14a“.

■ Sozialberatung:

Dienstag, 13–16 Uhr

Donnerstag 13–16 Uhr

■ Studentische Sozialberatung:

Donnerstag 13–16 Uhr

■ Human-Rights-Beratung:

Dienstag 12–16 Uhr

Im Netz:

www.14a.blogsport.de

Gunda Isik sitzt an ihrem Schreibtisch im Erdgeschoss der Ladenräume des Sozialprojekts „14a“ in der Oranienstraße. In wenigen Minuten wird die alltägliche Beratungsstunde beginnen. Im Warteraum einen Stockwerk höher haben sich bereits die ersten Hilfesuchenden eingefunden. „Der Andrang zu unseren Sprechstunden ist groß“, sagt Isik. Sie selbst gibt Selbstständigen und KünstlerInnen Hilfestellung bei der Unternehmensgründung. Aber auch Flüchtlinge, alleinerziehende Eltern und SozialhilfeempfängerInnen finden bei Isik und ihren MitstreiterInnen ein offenes Ohr.

Menschen in Not zu beraten, das ist die Aufgabe der Projekte in der 14a. Vor zwei Jahren bezog das Kollektiv des Ladens die Räume am Heinrichplatz in der Oranienstraße 14a. „Es brauchte ein unabhängiges Beratungsangebot in Kreuzberg“, sagt Isik. Zwar biete der Bezirk eigene Beratungsstunden an. Nur würden die Gespräche dort oft nicht auf Augenhöhe geführt. Isik selbst ist schon lange als Beraterin aktiv, vor der Eröffnung am Heinrichplatz war sie in Friedrichshain und in Kreuzberg aktiv. Als ihr Bekannter Patrick Krause 2010 die Idee hatte, sein Antiquariat in den Räumen am Heinrichplatz zu eröffnen, schloss sie sich ihm gemeinsam mit vier weiteren Personen an.

Und so sind aktuell neben den Beratungsräumen Patricks Second-Hand-Buchladen „Müßiggang“ untergebracht, das feministische Antiquariats-Projekt „Kassandra“, ein Medienraum, der von dem Radiokollektiv FKK betrieben wird, sowie eine Küche. Über die Räume sind alle sehr glücklich: „Der Ort ist zentral gelegen, wodurch er gut erreichbar ist“, sagt Isik. Die Räume gehören der Genossenschaft Luisenstadt. In einem Bewerbungsverfahren gab die Genossenschaft dem Kollektiv den Vortritt vor anderen kommerziellen Nutzungen. Schaut man sich den Rest des Heinrichplatzes an, würde man sich wünschen, dass manch anderer Hauseigentümer ein ähnlich soziales Bewusstsein hätte.

Das Beratungsangebot untergliedert sich in drei Bereiche. Da wäre zum einen Sozialberatungen für SozialhilfeempfängerInnen und Studierende. Das Team des Sozialladens hilft beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen für Jobcenter und Krankenkasse, zeigt Tricks und Kniffe, wie man an die Hilfe kommt, die einem zusteht. Zugleich bietet der Laden seinen KlientInnen die Möglichkeit, sich untereinander über ihre Erfahrungen auszutauschen. Jeden Donnerstag stellt das Kollektiv seine Räume für eine öffentliche Vokü zur Verfügung, wo es neben Linsensuppe hilfreiche Informationen zum Thema Hartz IV gibt. „Die Vokü ist zu einem beliebten Treff in der Nachbarschaft geworden“, berichtet Isik.

Der zweite Bereich ist die Beratung von Flüchtlingen, die von der Gruppe „Critical Immigration and Human Rights – Amo Books“ angeboten wird. Staatenlose Menschen und MigrantInnen, deren Asylantrag abgelehnt wurde oder die von Abschiebung bedroht sind, erhalten Unterstützung. Angeschlossen an die Beratungsstunde ist eine Bibliothek für Bücher zum Thema Rassismus und Migration. „Der ständige Austausch von Informationen und Publikationen fördert das Interesse und somit auch die Unterstützung für das Thema“, heißt es auf der Homepage.

Zum Thema Migration lud das Projekt im Mai zu Diskussions- und Infoveranstaltungen, bei denen es um die Maßnahme der Bundesregierung ging, Einwand gegen das Europäische Fürsorgeabkommen (EFA) zu erheben. Diese Maßnahme hat für in Deutschland lebende EU-BürgerInnen die Folge, dass sie kein Recht mehr auf ALG II haben. Circa 10.000 Menschen seien in Berlin davon betroffen, schätzt das Kollektiv.

Das dritte Beratungsangebot richtet sich an Frauen, Lesben und Trans*, die sich entweder in Haft befinden oder gerade aus dem Gefängnis entlassen wurden. Diese finden am Heinrichplatz eine Anlaufstelle, um Probleme, die bei ihrem Knastaufenthalt entstanden sind, zu besprechen und zu bewältigen. Durchgeführt wird es von der Initiative „against repression – against prisons“ (a.r.a.p.). Die Initiative hilft den betroffenen Personen bei Behördengängen, vermittelt Kontakte zu Anwälten und zur Sorgerechts-, Sozial- und Schuldnerinnenberatung. Darüber hinaus geht die Gruppe Angehörigen bei Behördengängen zur Hand, FreundInnen, die Inhaftierten Briefe und Pakete schicken wollen, können sich ebenfalls an die Gruppe wenden.

Wer das Projekt unterstützen oder mitmachen will, kann das auf vielerlei Weise tun. Abgesehen davon, dass sich das Kollektiv über Spenden freut, stellt es seine Räume für Gruppen und Initiativen aus Berlin bereit. Auch bietet der Laden Workshops für KünstlerInnen und Selbstständige zu Themen wie Existenzgründung oder Aufstockung von Hartz IV an. „Wir haben für jeden einen guten Rat“, sagt Isik. Lukas Dubro