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Archiv-Artikel

Schiffe versenken erlaubt

Beim Kanu-Polo sind Gemeinheiten wie rammen und versenken erwünscht. Der Duisburger Björn Zirotzki will ab kommenden Donnerstag bei den World Games möglichst viele Gegner nass machen

„Werde ich versenkt, gehen automatisch Augen, Ohren und Mund zu“

AUS DUISBURGROLAND LEROI

Björn Zirotzki ist hart im Nehmen, auch wenn ihm mal ein Boot in die Rippen fährt. „Das gehört dazu, im Laufe der Jahre gewöhnt man sich dran“, sagt er. Seit frühester Jugend betreibt der Duisburger Kanupolo – ein äußerst rauer Sport. Um heil vom Wasser zu kommen, trägt der 29-Jährige eine dicke Schwimmweste. „Damit bin ich gegen Stöße jeder Art gepolstert“, sagt er.

Das ist auch nötig, denn auf der engen Spielfläche ist viel erlaubt. Um an den Ball zu kommen, wird es im Regelwerk auch ausdrücklich gestattet, gegnerische Boote zu rammen oder gar zum Kentern zu bringen. „Werde ich versenkt, gehen automatisch Augen, Ohren und Mund zu. Das ist schon Routine“, sagt Zirotzki. Einen Tropfen Wasser habe er noch nie geschluckt. Und selbst seine Kontaktlinsen halten.

Momentan ist der Speditionskaufmann besonders häufig auf dem Wasser. Zirotzki bereitet sich auf seinen Karriere-Höhepunkt vor. Bei den World Games, die am Donnerstag in Duisburg starten, strebt er mit dem deutschen Kanupolo-Nationalteam die Goldmedaille an. Die Männer-Auswahl des DKV zählt im gut besetzten Feld zu den Favoriten. Vor einem Jahr wurde die Mannschaft in Japan Vize-Weltmeister, 2001 gewann das Team in Polen die Europameisterschaft. „An einem guten Tag können wir jeden schlagen, an schlechten Tagen untergehen“, sagt Zirotzki.

Wer beim Kanupolo untergeht, taucht in allen Fällen aber auch wieder auf. „Sieht man mal von ein paar blauen Fingerkuppen ab, gibt es keine Verletzungen“, sagt Zirotzki. Kanupolo sei halt ein intensiver Sport, in dem mit allen Mitteln gekämpft werde. „Eine feuchte Mischung aus Handball, Eishockey und Rugby“, findet der Spieler des MKC Duisburg. Mit seinem Verein wurde er schon drei Mal (1999, 2000 und 2001) Deutscher Meister. Weil sich kein anderer fand, ist Zirotzki in dieser Saison sogar als Spielertrainer aktiv. „Ich hänge da halt mit Leib und Seele dran, schon mein Vater hat beim MKC Kanupolo gespielt.“

Auf einer 35 m x 23 m großen Spielfläche muss ein Wasserball in einem in zwei Metern Höhe hängenden Tor (1,5 m x 1 m) versenkt werden. Fünf Akteure pro Team sind gleichzeitig auf dem Wasser. Die Spieler dürfen den Ball fünf Sekunden festhalten und müssen ihn dann werfen oder mit dem Paddel schlenzen.

„Diese Regeln machen Kanupolo sehr rasant. Auf dem Feld ist immer etwas los. Obwohl wir nur 20 Minuten spielen, fallen viele Tore“, verspricht Zirotzki ein unterhaltsames Turnier. Bezüglich der Zuschauerzahlen macht er sich ohnehin keine Gedanken. 2002, bei der WM im Essener Grugabad, kamen 4.000 Leute. „Vergangenes Jahr fand in Duisburg die DM vor vollen Tribünen statt. Das macht richtig Spaß“, schwärmt Zirotzki.

Er beherrscht verschiedene Wurftechniken. „Oft werden die Bälle angedreht, in Ausnahmefällen auch mit dem Paddel ins Tor geschlenzt“, verrät er. Der gegnerische Torwart schützt sein Gehäuse mit dem hochgestellten Paddel, während sich die Mannschaft zur Deckung meist im Halbkreis um das eigene Tor aufbaut.

Um möglichst perfekt zu sein, trainieren Kanupolo-Spieler auch im Winter. „Sind die Seen zugefroren, bolzen wir Kondition oder können alle 14 Tage im Duisburger Schwimmstadion paddeln“, meint der Spielertrainer, der im Nationalteam nur im Boot aktiv ist. Das Amt des Coachs übt dort mit Mirko Günther allerdings ein weiterer Duisburger aus. „Die World Games sind für uns wie die Olympischen Spiele. Es wäre traumhaft, vor der eigenen Haustür eine Medaille zu gewinnen“, sagt Zirotzki. Er traut vor allem England und den Niederlanden eine Menge zu. Doch im Zweifelsfall müssen die Kontrahenten eben versenkt werden.