KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE FRAUENFUSSBALL-BUNDESLIGA
: Willkommen zurück in der Wirklichkeit

Vier Europameisterinnen schießen fünf Tore, und 700 Zuschauer freuen sich

So schnell kann es abwärts gehen. Vor zehn Tagen wurden 23 Frauen auf dem Frankfurter Römer von 10.000 Menschen bejubelt. Sie waren in Finnland Europameisterinnen im Fußball geworden. Fünf von ihnen spielten gestern Vormittag in Hamburg, und kaum jemanden interessierte es. Selbst im Land der siebenmaligen Kontinental- und zweimaligen Weltmeisterinnen ist Frauenfußball noch immer exotisch.

Mit dem Auftakt zur Bundesliga am Wochenende sind die Heldinnen von Helsinki wieder zurück auf dem harten Boden der Wirklichkeit. Vier Europameisterinnen schießen fünf Tore, und 700 ZuschauerInnen freuen sich. Da plätschert die La-Ola-Welle still vor sich hin.

Das größte Problem das Frauenfußballs liegt darin, immer noch am Männerfußball gemessen zu werden. In der Leichtathletik spottet niemand darüber, dass Frauen kürzer springen und werfen. Akzeptanz ist das Schlüsselwort, und die muss von den Vereinen vorgelebt werden.

Vor einer Woche beim Männerspiel HSV gegen VfB Stuttgart wurde HSV-Europameisterin Kim Kulig in der ausverkauften Arena geehrt. Von der eigenen Chefetage gab’s warme Worte, VfB-Manager Heldt schenkte der gebürtigen Schwäbin eine Garnitur Vereinsbettwäsche.

Wahrscheinlich hat er das auch noch nett gemeint. Das ist ja das Üble.

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