: Designtes Weltkulturerbe
Der Dom wankt. Zollverein will Edelstandort werden
Während in Südafrika um den Status des Kölner Doms als Weltkulturerbe gestritten wird, kämpft das Erbe der Weltkultur in Essen, die Zeche Zollverein, stolz um ein neues Label. ,,Der Name designstadt zollverein wird zum Programm des Areals“, sagt Roland Weiss, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ). Auf 35.000 Quadratmetern soll Arbeits- und Wohnraum für Firmen und Existenzgründer aus dem Designumfeld geschaffen werden.
Neu ist die Idee nicht. Seit Jahren bemühen sich die Entwickler auf dem Gelände namhafte Unternehmen anzusiedeln. Doch der Unternehmensstandort „Weltkulturerbe“ zieht nicht. Insbesondere fehlen Investoren, die das Gelände langfristig und ohne riesige Subventionen finanzierbar machen sollen. „Die Ansiedlung von Gewerbeunternehmen ist enorm schwierig“, sagte Roland Weiss bei seinem Amtsantritt Ende letzten Jahres.
Da hatte das Weltkulturerbe Zollverein schon zahlreiche Niederlagen hinter sich. Ein Vier-Sterne-Hotel in den Kühltürmen der Essener Kokerei blieb eine schöne Vision. Die Steigenberger-Hotelkette stieg schnell aus dem Projekt wieder aus. Ein Licht-Design-Großkunde folgte. Jetzt hat die EGZ eher den Mittelstand im Visier. ,,Insbesondere Kreative werden das einzigartige und inspirierende Ambiente zu schätzen wissen“, sagt Georg Arens, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Man solle sich vorstellen, sein Büro im Park von Versailles oder mit Blick auf die Pyramiden von Gizeh zu eröffnen.
Hört sich gut an, ist aber nicht billig. Ein internationaler Businessplan-Wettbewerb hatte bereits Ideen für eine mögliche Zukunft entwickelt. „Für Private ist eine Investition auf Zollverein ein großes Risiko“, sagte damals eine Finanzexpertin aus der Schweiz. Deshalb sollte das private Engagement auf dem Weltkulturerbe von Landesbürgschaften abgesichert werden. Doch mit der neuen Landesregierung wird das nicht zu machen sein. Die wird sich erst mit der Finanzierung des neuen Besucherzentrum, des RuhrMuseum und der Internationalen Designausstellung Entry 2006 herumschlagen müssen.
Ob die Strategie mit dem neuen Label designstadt aufgeht, ist unsicher, die Rahmenbedingungen nämlich bleiben die Alten: schon die Verkehrsanbindung ist katastrophal. PETER ORTMANN