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Archiv-Artikel

Grün ist die Hoffnung in Thüringen

SONDIERUNGEN Grüne stimmen Gesprächen mit SPD und Linken zu und raunen über grüne Regierungschefin

DRESDEN taz | Der Parteirat der Grünen in Thüringen hat am Freitagabend grünes Licht für Sondierungsgespräche mit SPD und Linken gegeben. Sie sollen die inhaltliche Basis für ein rot-rot-grünes Dreierbündnis ausloten. Das erste Gespräch wird am Montag stattfinden. Spitzenkandidatin Astrid Rothe-Beinlich zeigte sich erfreut über die breite Zustimmung in ihrer Partei.

In Thüringen muss sich die SPD zwischen einer Koalition mit der CDU oder mit der Linken entscheiden. Da ein rot-rotes Bündnis nur über eine Stimme Mehrheit im Landtag verfügen würde, wollen beide für diesen Fall die Grünen einbeziehen. Nach wie vor möchten die Grünen nicht als Mehrheitsbeschaffer dienen und sind bemüht, den Preis für eine Mitwirkung hoch zu treiben. In einem Bündnis müsse „eine grüne Handschrift“ erkennbar werden, sagte Landessprecherin Rothe-Beinlich.

Mit dem Angebot des linken Spitzenkandidaten Bodo Ramelow, statt seiner eine von allen drei Partnern nominierte Kandidatin zur Ministerpräsidentin zu wählen, ist eine weitere Grüne ins Blickfeld geraten. Ramelow wollte einen Ausweg aus der Weigerung von SPD und Grünen finden, einen Kandidaten der Linken zu wählen. Schon kurz vor einem ersten Dreiergespräch war der Name der aus Thüringen stammenden Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt genannt worden. Damals wie heute dementiert sie diese Gerüchte. Gleiches gilt für die auch ins Spiel gebrachte zweimalige Kandidatin für das Bundespräsidentenamt Gesine Schwan.

Die Konstellation bei den Thüringer Grünen stellt bisher bekannte Standpunkte auf den Kopf. Astrid Rothe-Beinlich befürwortete Rot-Rot-Grün, zeigte sich aber gegenüber SPD und Linken sehr reserviert. Katrin Göring-Eckardt stand schwarz-grünen Gedankenspielen nicht fern, empfahl aber jetzt, „inhaltliche Gespräche mit Linke und SPD zu führen“. Mit Spannung darf am Montag auch die Reaktion der SPD auf ein Ultimatum der Linken erwartet werden. Sie forderte, auch die SPD dürfe nicht mehr auf einem Ministerpräsidenten Christoph Matschie beharren.

MICHAEL BARTSCH