meinungsstark
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Zentralrat der Sinti und Roma

„Der tschechische George Floyd?“, taz vom 23. 6. 21

Sehr geehrte Chefredaktion, am 23. Juni beschäftigte sich die taz in einem Artikel von Alexandra Mostyn mit der Polizeigewalt im tschechischen Teplice, bei der ein Rom starb. Über den Zynismus in diesem Beitrag bin ich entsetzt. Nicht nur, dass Ihre Zeitung den dortigen Behörden, der Polizei und den Politikern einen „Persilschein“ ausstellt, in dem sie ungeprüft das übernimmt, was im Internet (inklusive Video) kursiert, sie stützt sich auch auf eine mehr als fragliche „Autopsie“ und kommt zu dem Schluss, dass der Mann, der übrigens 46 Jahre alt war, über eine weitaus niedrigere Methamphetamin-Toleranz verfügte als sein „amerikanisches Vorbild“ George Floyd. Welch eine unglaubliche Anmaßung.

Unfassbar ist, dass die taz die offizielle Version von Polizei und Innenminister ungeprüft übernimmt und dazu noch den „Roma-Aktivisten“ unterstellt, den Tod des Mannes zu „in­stru­mentalisieren“. Die Scheinheiligkeit, dass die Minderheit in Tschechien „viel mehr Aufmerksamkeit verdient“, hätte sich die Schreiberin sparen können, zumal sie dann noch entschuldigend hinzufügt, dass die tschechische Gesellschaft die „Ausgrenzung der Roma nicht als Rassismus wahrnimmt“, sondern dass jener so selbstverständlich wie „das Bier nach Feierabend“ sei. Ist das die Sprache und sind das die linken Ideale, die die taz verkörpern will? Was Sie hier betreiben, ist Antiziganismus in Reinkultur.

Zum Glück gibt es Institutionen wie den Europarat oder Amnesty International, die, ebenso wie der Zentralrat, eine unabhängige Kommission zur Aufklärung des Polizeieinsatzes in Teplice fordern. Mit Außenminister Maas, den ich am Freitag in Berlin traf, stehe ich in Kontakt. Für die taz ist die Sache ja schon geklärt. Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutsche Sinti und Roma

Gerecht? Glaubensfragen im Radio

„Morgendandacht im Deutschlandfunk: Christonormatives Radio“, taz vom 3. 7. 21

Ich gebe ja gern zu, dass ich meist auch keine Freundin der Morgenandachten im Radio bin. Daraus aber abzuleiten, dass sich nur die beiden großen christlichen Kirchen dort verbreiten dürfen, ist ein Fehler. Wenn Sie nicht nur morgens unter der Dusche Radio hörten, sondern auch (wie ich) nachmittags in der Küche beim Backen und/oder Vorbereiten des Abendessens, würden Sie feststellen, dass zumindest freitags auf verschiedenen Sendern Sendungen zum jüdischen Glauben ausgestrahlt werden. DLF: „Schalom. Jüdisches Leben heute“. WDR 5: „Gedanken zum Schabbat“. BR 2: „Schalom. Jüdischer Glaube – jüdisches Leben“. Ich finde, dass man und frau diese Sendungen sehr oft mit Gewinn hören kann, auch ohne irgendeiner Konfession anzugehören. Es hat mir gut gefallen, was der von Ihnen befragte Rabbiner dazu gesagt hat: „Ich sehe es nicht als Beleidigung, wenn ein Christ jeden Morgen etwas Nettes und Vernünftiges spricht.“ Genauso geht es mir mit den jüdischen Sendungen und ich bin sicher, dass es nicht nur Muslime interessant fänden, etwas aus ihrer Religion zu hören. Ob es muslimische Sendungen gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Offenbar jedenfalls nicht zu meinen Hörzeiten.

Barbara Heidrich, Hannover

Ulf, der röhrende Motorhirsch

„Teslas sind öde Autos. Ulf Poschardt über die Mobilitätswende“, taz vom 2. 7. 21

Autos und Motorräder, die unnötig lauter sind als technisch notwendig, sind eine Plage für ganz viele Menschen, die nicht wie Herr Poschardt in einem Villenviertel am Ende der Sackgasse wohnen können. Da nützt es auch nichts, wenn sie erst nachts um 4 von einem Ferrari zusätzlich geweckt werden und später ab 9 von den Karawanen der Motorräder aus ihrem Garten vertrieben werden. Werden Sie erwachsen, Herr Poschardt, Sie kennen den Kant’schen Imperativ. Wie kann man sich in Ihrem Alter immer noch am Sound, vulgo Verkehrslärm, aufgeilen? Übernehmen Sie Verantwortung, nicht nur für Ihre Freiheiten sondern für die ganze Gesellschaft.

Karl Gaissmaier, Ulm