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KunstrundgangBrigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Ilya Chichkan, Auszeit, bis 20. August, Mo–Sa 12–19 Uhr, daadgalerie, Zimmerstr. 90/91

So verschieden Ian Monroe und Emma Stibbon utopische Architekturen darstellen, eines sehen beide identisch: Utopian Architecture, wie ihre Ausstellung bei Upstairs Berlin heißt, verzichtet auf den Menschen. Eine gute Annahme. Mir jedenfalls ist kein Architekt bekannt, der sich nicht durch die Art, wie die Menschen seine Gebäude bewohnen, zutiefst gekränkt fühlte. Utopische Architektur existierte in dem Moment, in dem Robinson der Begriff für Architekt wäre.

Ian Monroe und Emma Stibbon müssen sich darüber keine Gedanken machen, ihre Bauten wird niemand betreten. Doch sonst gehen sie ganz unterschiedliche Wege. Emma Stibbon hält in strengem Schwarzweiß Berliner Außenansichten fest. Dabei disloziert sie die Gebäude ihrer Holzschnitte und Kreidezeichnungen freilich immer ein wenig, was ihren Schauplätzen eine wenigstens so unheimliche wie utopische Aura verleiht. Ian Monroe, der Mann, kümmert sich, wie es heute in der Kunst interessanterweise üblich ist, um das Interieur. Er montiert mit Klebefolien und leichten Pappen farbenfrohe, hochglänzende, hyperperfekte Collagen auf Aluminium. Doch auch seine Raumfluchten sind alles andere heimelig, eher unheimlicher, anonymer Luxus.

Ian Monroe, Emma Stibbon, Utopian Architecture, bis 6. August, Di–Sa 11–18 Uhr, Upstairs Berlin, Zimmerstr. 90/91

Vielleicht könnten die in Plüsch gekleideten, menschlichen Nachteulen, die Ilya Chichkan in der Umgebung von Tschernobyl aussetzte und fotografierte, utopische Architektur würdigen. Sie haben zumindest Erfahrung mit ihr, dank dem Atomkraftwerk, das hier in die Luft flog. Zunächst aber stößt man in der daadgalerie auf einen riesigen Fußball, der einen Videomonitor und ein kleines Klappstühlchen verdeckt. Im Video rollt nun dieser Fußball durch allerlei romantische Landschaften. Eine Fotografie zeigt ihn in Venedig und eine andere im Abendrot zwischen zwei Windrädern. Die wahre Utopie.

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