: Länder wollen mitrechnen
Der Schleichwerbeskandal vermiest der ARD die Urlaubsstimmung. Rechnungshöfe verlangen Prüfung bei Produktionstöchtern. Anstalten schieben Verantwortung weiter
In München ist für einige schon Urlaubszeit, auch wenn die bayerischen Schulferien erst im August anfangen. Bavaria-Chef Thilo Kleine ist vom Aufsichtsrat des von ihm geführten Unternehmens „beurlaubt“. ARD-Programmdirektor Günter Struve hingegen hat sich ganz freiwillig für vier Wochen in die Ferien verabschiedet. Diese blöde Diskussion über Schleichwerbung bei „Marienhof“, „Tatort“ und „In aller Freundschaft“ dauert sowieso schon viel zu lange. Ob die bisherigen Konsequenzen ausreichten könne er, Struve, „nicht beurteilen“, beschied er der Presse: Man habe ihm internen Prüfberichte vorenthalten.
Immerhin pochen jetzt die Rechnungshöfe der Länder auf ihre Zuständigkeit für die Tochterfirmen der ARD. Sie prüfen bislang nur die Sender selbst, aber nicht ihre kommerziellen Töchter. Jetzt drängen sie darauf, für „Tiefenprüfungen“ künftig einen genauen Blick in die Bücher der Bavaria werfen zu dürfen. Deren Gesellschafter heißen MDR, SWR, BR und WDR.
Letzterer habe den Prüfern aber bereits eine Absage erteilt: „Ausgehend vom WDR wird eine entsprechende Satzungsänderung bei der Bavaria blockiert“, sagte Udo Theobald, Vizepräsident des Sächsischen Rechnungshofs dem Fachdienst epd medien. Gestern dementierte der WDR heftig und schob den schwarzen Peter weiter: Man habe sich in der Gesellschafterversammlung der Bavaria Film sogar dafür eingesetzt, die Satzung zu ändern, um Prüfungen zu ermöglichen. Allerdings hätte diese Änderung nicht einstimmig beschlossen werden können und sei deshalb nicht zustande gekommen. Wer dagegen war, verrät der WDR nicht.
Der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) rät derweil dem BR, sich gefälligst für eine Prüfungsmöglichkeit bei der Bavaria stark zu machen. Eine Stellungnahme des Senders steht noch aus. Blickt da eigentlich noch jemand durch? Nein? Egal.
Die ARD redet lieber über andere, nicht minder komplizierte Angelegenheiten. Heute erklärt der BR-Chef und ARD-Vorsitzende Thomas Gruber in München, wie man sich künftig das Verfahren zur Rundfunkgebühren-Ermittlung vorstellt. Das wird ein Spaß. Und danach erstmal ab in den Urlaub. PEER SCHADER