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Archiv-Artikel

Nach dem Guido-Mobil

Nicht nur Angela Merkel ist zum TV-Duell bereit: Die Fernsehsender stellen sich für den Wahlkampf auf. Den Anfang macht das ZDF mit Maybrit Illners „Nachtduell“ (22.45 Uhr)

Von Hannah Pilarczyk

Nachdem sich schon ARD, ZDF, RTL, Sat.1 und Gerhard Schröder dazu bereit erklärt hatten, hat mit Angela Merkel nun auch ein eher wesentlicher Bestandteil einem TV-Duell der Kanzlerkandidaten zugestimmt. „Ich will schon ein Duell, damit wir mal austauschen können, was die Argumente sind“, sagte die CDU-Chefin am Montag in Sat.1. Aber auch sonst ist in Sachen TV-Wahlkampf-Berichterstattung einiges in Bewegung. Zumindest bei manchen.

„Wir wollen die ganze Bandbreite abdecken: harte und weiche Themen, Aktualität, Hintergrund und Zeitgeschichte. Da können wir sicher noch einiges tun.“ Das sagte RTL-Anchorman Peter Kloeppel vor gut sieben Monaten bei seinem Antritt als Chefredakteur über die zukünftige Politikberichterstattung seines Senders. Nun, „einiges“ wird wohl erst nach der wahrscheinlichen Bundestagswahl im September getan werden: als einziger Sender plant RTL – abgesehen vom Kanzlerduell, das bei den Privaten zu sehen sein wird – keine Spezialsendungen rund um den Wahlkampf.

Ganz anders das ZDF. Auch wenn alles noch unter dem Vorbehalt steht, dass Bundespräsident Köhler Neuwahlen zustimmt, hat das Zweite bereits für eine Politikoffensive aufgerüstet. Den Anfang macht Maybrit Illner heute mit dem „Nachtduell“ (22.45 Uhr). In dem schon im Wahlkampf 2002 bewährten, im Vergleich zu den großen Talkrunden durchaus informativen Format diskutiert die „Berlin Mitte“-Moderatorin mit jeweils zwei Gästen über ein Schwerpunktthema. Diesmal sind Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) und der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) zu Gast. Ihr Thema: „Wie ehrlich sind die Volksparteien?“ Sechs weitere Duelle sind noch angesetzt.

Die Lücke, die die Sommerpause von Johannes B. Kerner im ZDF-Abendprogramm hinterlässt (nur zeitlich, nicht inhaltlich), wird zudem mit einer Doku-Reihe namens „Wo steht Deutschland?“ gefüllt (Start 26. Juli, 22.45 Uhr). Außerdem sind drei abendfüllende Politspecials mit „heute“-Moderator Steffen Seibert und Innenpolitikchefin Bettina Schausten vorgesehen. Und wer vor der letzten Bundestagswahl Spaß daran hatte, von einem rollenden Wahlkampfmobil besucht zu werden, kann ebenso auf das ZDF zählen. Das schickt ab Mitte August ein entsprechendes Gefährt durchs Land, um vor Ort Wählerinnen zu befragen. An Bord diesmal aber kein Leichtmatrose, sondern Innenpolitikredakteurin Susanne Gelhard.

Bei der ARD hat man nun endlich eingesehen, dass an Frank Plasberg nach seiner Glanzleistung bei der NRW-Wahl kein Weg mehr vorbei führt und mit ihm drei „Wahlhearings“ ab dem 31. August geplant. Ansonsten gibt man sich bedeckt und verweist auf die ausstehende Entscheidung von Köhler. Ähnlich Sat.1: Dort ist man froh, dass vom neuen „Talk der Woche“ nun Moderatorin (Bettina Rust) und Starttermin (7. August) feststehen und verweist ansonsten auf die ausstehende Rückkehr von Informationschef Thomas Kausch aus dem Urlaub. Dann geht bestimmt auch noch, hm, einiges.