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: Keine Kondome in Tokio

Bei der Sommerolympiade gelten strenge Regeln zur Kontaktvermeidung

Olympia in Tokio kann diesen Sommer stattfinden. Aber die Pandemie hat dafür gesorgt, dass eine wichtige olympische Tradition ausfallen muss.

Wie es am Sonntag seitens der Tokioter Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen hieß, werden im Olympischen Dorf dieses Jahr keine Kondome verteilt. Zugegeben, diese Tradition ist nicht so alt wie die Olympiade selbst. Seit 1988 in Seoul ist es üblich, dass den Sport­le­r*in­nen bei den Olympischen und Paralympischen Spielen bei Anreise Kondome ausgehändigt werden. Denn dass in deren Quartieren selbstverständlich SEX gehabt wird, ist ein offenes Geheimnis, also kann man ebenso gut auch dafür sorgen, dass er geschützt abläuft.

Die Sport­le­r*in­nen sind schließlich weit ab vom Schuss in einem oft fremden Land und werden sich nicht auf den Weg zur nächsten Tankstelle machen, wenn die Kondome ausgehen. Also gibt es Kondome bei Anreise, nebenbei freuen sich örtliche Hersteller über die Promo.

Dieses Jahr ist das aber nicht so einfach. Die Sommerolympiade steht pandemiebedingt weiter auf der Kippe. 80 Prozent der Teilnehmenden sollen zwar zu Beginn am 23. Juli voll geimpft sein – aber ein Ausbruch ist damit noch nicht unwahrscheinlich genug. Je nachdem, wer betroffen wäre, könnten bei einem begrenzten Ausbruch ganze Wettbewerbe ausfallen. Deswegen gelten für die 15.000 olympischen und paralympischen Sport­le­r*in­nen strenge Kontaktregeln. Abstand halten, „unnötigen Körperkontakt“ vermeiden. Was also mit den Kondomen machen, Rita?

160.000 Stück waren eingeplant, die Ver­an­stal­te­r*in­nen wollten sie bei Anreise verteilen – verbunden mit der Mahnung, sie nicht zu verwenden, sondern als Andenken mit nach Hause zu nehmen. Das könnte mit der Sorge zu tun haben, dass die Kondome im Müll landen.

Viel eher war die Sorge, dass das Aushändigen von Kondomen im Widerspruch stehen könnte mit den Anti-Körperkontakt-Regeln. Wer die strengen Hygieneregeln missachtet, der oder dem drohen Geldbußen, Disqualifikation oder sogar die Ausweisung aus Japan. Und schlimmstenfalls: die Scham, durch das eigene Verhalten dafür gesorgt zu haben, dass die Olympiade vorzeitig abgebrochen wird.

Am Ende gilt jedoch: Menschen werden Sex miteinander haben.

Faustregel: Wenn man Toilettenpapier zur Verfügung stellt, kann man auch Kondome verteilen. Peter Weissenburger