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Archiv-Artikel

Abstruse Argumentationskette

betr.: „Gefährliche Logik“, Kommentar von Klaus Hillenbrand, taz vom 9. 7. 05

Um es gleich einmal mit einer Deutlichkeit zu sagen, die der Autor leider vermissen lässt: Der Irakkrieg hat doch höchstens in der US-Propaganda etwas mit „Kampf gegen Terrorismus“ zu tun. Schon der Begriff wurde doch von den Amerikanern geprägt. Tatsächlich sind die Behauptungen der US-Regierung über Verflechtungen des Irak mit islamistischen Terroristen ja wohl widerlegt. Vielmehr ging es bei diesem Krieg um wirtschaftliche Gründe und um den Zugang zum Öl. Insofern liegt es auch auf der Hand, dass Staaten, die die USA bei ihrem Feldzug unterstützt haben, eher ins Visier islamistischer Terroristen gelangen als Länder, die dieses Unternehmen abgelehnt haben. Diese Tatsache schiebt aber natürlich nicht den britischen Terroropfern eine Mitschuld zu. Allerdings muss sich die Regierung schon fragen, ob sie nicht aufgrund ihrer fragwürdigen Irakpolitik in der muslimischen Welt zumindest ein Klima begünstigt, das Extremisten zu solchen Anschlägen treibt.

Leider schreibt der Autor auch nicht, was er sich denn als „Kampf gegen diesen Terrorismus“ so vorstellt. Mehr Überwachung? Schärfere Gesetze? Konsequentere Abschiebung? CLAUS MISFELDT, Kiel

Die etwas abstruse Argumentationskette des Autors reizt zum Widerspruch: 1. Warum sollten die Menschen in Deutschland nicht erleichtert sein über die Tatsache, sich im Falle des Irak nicht den Vorwurf des Kreuzfahrertums und den daraus resultierenden Hass zugezogen zu haben? 2. Es ist eine etwas böswillige Unterstellung, nahe zu legen, die deutschen Kriegsgegner (einschließlich der Regierenden) hätten die Invasion im Irak abgelehnt aus Angst vor Terrorismus. 3. Selbstverständlich heißt das im Umkehrschluss nicht, dass Deutschland sich sicher fühlen könnte. Es gibt schließlich genügend andere Gründe, ins Visier kranker religiöser Gehirne zu geraten. 4. Mit welcher Begründung sollte ein Volk nicht verantwortlich sein für die Politik und die Taten seiner gewählten (und wiedergewählten!) Regierenden? Ist das Volk der „Souverän“, dann ist es verantwortlich – wenn nicht, dann nicht. „Böse Regierung – gutes Volk“, das ist verbreiteter journalistischer Opportunismus und Populismus, der die Tatsachen vernebelt. WOLFGANG RAPP, Bruchweiler

Muss jetzt jeder, der einen „gemeinhin als westlich bezeichneten Lebensstil“ lebt, diesen durch Hass verteidigen und auf den Zug der US-Propaganda aufspringen? Sie präsentieren in Ihrem Kommentar eine Welt, in der es nur „uns“ oder „die“ gibt. Und ich, muss ich auch die letzte in die Kategorie „Liberalität, Freizügigkeit und der Trennung von Staat und Religion“ fallende Dummheit gut finden? Sie polarisieren. Genau wie die Kollegen vom Boulevard. Nur sie polarisieren halt schöner formuliert, intellektueller und korrekter. Aber Sie polarisieren. INGO FORSTENLECHNER, Wien

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