portrait : Der BMW-Mann bei Volkswagen
Manche Spitzenmanager schaffen es, als Synonym für ihre Marke zu gelten. Wie etwa Wendelin Wiedeking für Porsche, Jürgen Schrempp für DaimlerChrysler oder der neue VW-Personalvorstand Bernd Pischetsrieder – für BMW. Denn bis 1999 war der 57-Jährige so eng an die Münchner Nobelmarke gebunden wie viele Arbeiter, die ihr Arbeitsleben lang die Tore zum Betriebsgelände am Olympiastadion passieren.
Dabei ist Pischetsrieder bereits seit 2002 Vorstandschef beim Wolfsburger Autobauer. Zum neuen Amt als Personalvorstand kam er im Zuge der VW-Schmiergeldaffäre. Nachdem schon der Betriebsratschef zurücktrat, übernahm nun Personalvorstand Peter Hartz die Verantwortung für mögliche Entgleisungen. Eine Verstrickung in die Gründung von Scheinfirmen durch Manager des Konzern weist er jedoch entschieden zurück. Bis ein Nachfolger für Hartz, bekannt durch die gleichnamigen Gesetze, gefunden ist, führt der Chef kommissarisch die Geschäfte.
Pischetsrieder, 1948 in München geboren, kam mit 25 Jahren als frisch gebackener Diplomingenieur zu BMW. Er begann als Fertigungsplaner, wurde aber schon 1982 als Direktor zur BMW-Tochter in den Apartheidstaat Südafrika gesandt. Damals bedeutete so eine Mission eine Bewährungsprobe für künftige Führungskräfte: Wer sich angesichts des rassistischen Regimes, steter Unruhen und des Taktierens gegenüber Wirtschaftssanktionen im Job bewährte, empfahl sich für höhere Aufgaben.
Pischetsrieder erwies sich als umsichtig, durchsetzungsfähig und als Qualitätsfetischist. Er kehrte 1985 nach München zurück, um bereits 1993 den Vorstandsvorsitz anzutreten. Kurz darauf übernahm BMW 80 Prozent der britischen Rover-Gruppe – eine Entscheidung, die später Pischetsrieders vermeintliche Lebens-Laufbahn bei BMW abbrach. Ende 1998 musste der Konzern einen Verlust von 1,87 Milliarden Mark bei Rover einräumen, kurz darauf dankte Pischetsrieder ab. Bereits damals traf ihn der Vorwurf, er habe den Verlustbringer nicht streng genug kontrolliert – auch bei VW wurde intern ähnliche Kritik laut.
Da solche Fehlinvestitionen ab einer gewissen Gehaltsstufe keinen großen Karriereknick mehr bedeuten, griff VW schnell zu und platzierte Pischetsrieder zunächst als Chef der spanischen Tochter Seat, bevor er 2002 Ferdinand Piëch auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden bei VW folgte.
In Personalfragen gilt der zurückhaltend agierende Pischetsrieder als konziliant. Auf finanzielle Schieflagen mit Werksschließungen zu reagieren bezeichnete er 2004 als „intellektuell zu kurz“ gedacht.
JÖRG SCHALLENBERG