: wenn fauna und flora wandern gehen
Als Bioinvasoren werden allgemein solche Organismen angesehen, die in ein ihnen fremdes Ökosystem eindringen und dabei einheimischen Lebensformen buchstäblich ins Gehege kommen – mit offenem Ausgang. Nach der „Zehntel-mal-Zehntel-Regel“ gelingt es etwa 10 Prozent aller Invasoren, sich an das neue System anzupassen, wovon wiederum 10 Prozent zu einer substanziellen Bedrohung des „eroberten“ Ökosystems und seiner Artenvielfalt werden können. Eingewanderte Pflanzen werden als Neophyten, eingewanderte Tiere als Neozoen bezeichnet (Mikroorganismen: Neomyceten). Damit sind, zur besseren Unterscheidung durch die Wissenschaft, generell nur jene Arten gemeint, die seit dem Jahr 1492 unter direkter oder indirekter Mitwirkung des Menschen in ein Gebiet gelangt sind, zum Beispiel der Kartoffelkäfer alias leptinotarsa decemlineta. Tiere, die vor 1492 ein Gebiet besiedelt haben, gelten als eingesessen (autochthon) und werden unter dem Begriff Archäozoen zusammengefasst (wie die Hausmaus, mus musculus). Von etablierten Neozoen ist die Rede, wenn eine Art über 25 Jahre oder mindestens drei Generationen in einem Gebiet wild lebt. Ein wildes Leben führt es dann, wenn es menschlicher Kontrolle entzogen ist und sich seiner Biologie entsprechend frei bewegen kann. Das wissenschaftliche Fachgebiet der Invasionsbiologie beschäftigt sich inzwischen ausschließlich mit den Gründen und Folgen der Artenwanderung. Begünstigt und beschleunigt durch Klimaveränderungen und weltweiten Verkehr, befinden sich derzeit vor allem die so genannten Opportunisten auf dem Vormarsch, Organismen also mit hoher Anpassungsfähigkeit für ein neues Milieu – auf Kosten unflexiblerer Lebewesen und damit auch zu Lasten des ökologischen Gleichgewichts. FRA